Der Weg für die Brücke ist frei. Eine dauerhafte Brücke über die Schlossgräfte darf gebaut werden. Damit soll endlich eine direkte Verbindung zwischen Schlossgarten und Innenstadt geschaffen werden. Und dieser lange geplanten Verbindung steht nun zumindest aus Perspektive des Denkmalschutzes nichts mehr im Weg.
Das sagen mittlerweile zumindest die Denkmalschützer. Genau genommen hat die zuständige Stelle für Gartendenkmalpflege beim Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) gegenüber der Stadt eingeräumt, dass es schon 1765 zumindest Pläne für eine Brücke in den Schlossgarten gegeben habe: Beim damaligen Wiederaufbau und der Umgestaltung durch Johann Conrad Schlaun ist in den Übersichtsplänen nicht nur eine Brücke eingezeichnet. Eine Schwimmbrücke wird auch ausdrücklich im Plantitel genannt.

Rudi Mensing war die Laune am Mittwochabend nicht mehr zu verderben: Über das ganze Gesicht strahlend saß er auf der Zuschauertribüne im Ratssaal während unten die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planen und Bauen tagten. Die Brücke über die Gräfte beschäftigt den 87-Jährigen seit Jahrzehnten.
„Ich hab ja früher selbst im Rat gesessen“, sagt Rudi Mensing. Und natürlich habe es vor 40 Jahren in der Stadt ganz andere Probleme gegeben. Dennoch war ihm die Brücke zwischen Schloss und Schlossgarten immer eine Herzensangelegenheit. Vor über 20 Jahren habe der Ahaus e.V. ja auch mal ein Angebot für eine Brücke eingeholt. 90.000 DM hätte die damals gekostet. Aber auch da machte der Denkmalschutz einen Strich durch.
Schriftliche Zusage
Jetzt also der neue Anlauf: „Ich hatte damit gerechnet, dass es jetzt klappt“, sagt Rudi Mensing. Dass es am Ende aber so schnell ging und jetzt sogar schriftlich bestätigt ist, habe ihn aber dennoch überrascht.
Ob damals eine Brücke gebaut wurde, ob sie dauerhaft oder nur als temporäre Schwimmbrücke angelegt war, gehe aus den alten Unterlagen nicht hervor. Damit ist aber der Weg für eine neue Brücke weitgehend frei.
Die Mitteilung ist Mitte Oktober schriftlich bei der Stadt eingegangen. „Es war eine lapidare E-Mail, für uns aber ein echter Meilenstein“, erklärte der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner am Mittwochabend. Alle Beteiligten hätten sich damit sehr schwer getan.

Rudi Mensing will einen Strich unter das vergangene Hin und Her ziehen. „Schwamm drüber“, sagt er. Sein Blick geht auch längst weiter nach vorn: „Wir müssen jetzt Druck machen“, sagt er. Denn noch ist es ein weiter Weg. Den hatte auch Thomas Hammwöhner am Mittwochabend grob skizziert. Erst einmal stehen 45.000 Euro im Haushalt. Das eigentliche Planverfahren für die neue Brücke soll 2025 beginnen. Gebunden ist es an eine Mehrfachvergabe: Mehrere Büros sollen Entwürfe einreichen.
Denn auch wenn die Denkmalschützer den Brückenschlag als „grundsätzlich machbar“ ansehen, setzen sie gleichzeitig strenge Bedingungen: Der fortlaufende Entwurfs- und Umsetzungsprozess müsse von den Denkmalbehörden begleitet werden. Und natürlich muss sich die Brücke unauffällig einfügen.
Brücke soll Schloss unterstützen
„Sie soll das Schloss dezent unterstützen“, erklärte Thomas Hammwöhner. Beispielsweise dürfe sie nicht geschwungen oder gebogen sein. „Sie muss auf niedrigem Niveau über dem Wasser liegen und gerade vom Fuß der Treppe auf die andere Seite führen.“ Dass eine gebogene Brücke nicht klappen werde, sei schon früher klar gewesen, macht Rudi Mensing deutlich.
Auch der Kreis Borken scheint sich dem Plan nicht mehr in den Weg zu stellen: Entsprechende Aussagen habe die Ahauser Verwaltung bereits bekommen. „Vom Kreis haben wir gehört, dass sie uns unterstützen“, machte Thomas Hammwöhner deutlich. Die Initiative müsse aber eben aus der Stadt kommen. Das Schloss gehört dem Kreis Borken, der Schlossgarten gehört der Stadt Ahaus. Entsprechend kompliziert sind auch diese Absprachen.
Die Verwaltung wird nun in enger Abstimmung mit dem Kreis Borken als Eigentümer des Schlosses und den Denkmalbehörden das Verfahren zur gestalterischen Festlegung vorbereiten. Der zuständige Fachausschuss wird in diesen Prozess ebenfalls einbezogen.
Die neue Brücke soll einerseits eine neue Achse von der Innenstadt in den Schlossgarten bieten. Andererseits eröffnet die Brücke neue Möglichkeiten für Veranstaltungen auf der Schlossinsel: Für Konzerte dort musste bisher immer eine hölzerne Behelfsbrücke durch das Technische Hilfswerk aufgebaut werden: als zusätzlicher Fluchtweg.
