„Nä, das können wir besser“, sagten sich Reinhold Baten und Hans Reinker bei einem Nachbarschaftsfest. Eine bestellte Party-Band konnte mit ihrer Playback-Musik keine Stimmung machen. Beim nächsten Fest wollten beide mit Oldies auftreten – Beatles, Lords, Rolling Stones und Creedence Clearwater Revival. So kamen die Gründungsmitglieder und „Manager“ der Boldies zusammen, zwei Gitarristen.
Aus traurigem Anlass erzählen Baten und Dr. Dieter Hammwöhner über schöne Erinnerungen aus der 30-jährigen Bandgeschichte. Hammwöhner hat dazu auch in den aktuellen Heimatbriefen geschrieben. Zwei der Bandmitglieder sowie ihre Chronistin und größter Fan verstarben in jüngerer Zeit: Sonja Reinker starb 2022, ihr Mann Hans 2023 und im Januar 2025 Rudolf Hagen.
Trotzdem erinnern sich beide gerne zurück. Damals, beim nächsten Nachbarschaftsfest am Bolderkamp 1991, hatten sich die Boldies zusammengefunden: Als dritter Gitarrist kam Rudi Hagen dazu. „Der hat jeden Tag drei bis vier Stunden geübt“, berichtet Baten und habe so „in Rekordzeit zum Bassisten umgeschult“, fügt Hammwöhner hinzu. Norbert Donjacour spielte Schlagzeug und Hammwöhner Keyboard. Zuvor hatte er klassisch und nach Noten gespielt. Nun baute er aus den Akkord-Angaben Harmonien. „Bei den Boldies habe ich Improvisieren gelernt“, erinnert er sich.

Die Auftritte wurden größer
Damals waren die Boldies selbst noch keine Oldies. Der Jüngste (Norbert Donjacour) war noch unter vierzig, der Älteste (Rudi Hagen) etwas älter als fünfzig Jahre. Die fünf übten in den Räumen der Volkshochschule. Baten war dort Vize-Chef. Das Repertoire wuchs. Als die Band sich nach dreißig Jahren auflöste, waren es 250 Songs, Oldies der 1950er bis 1980er, ganz passend für ihre Generation und die danach. Gonda Nobbe-Elsing sang einige Songs mit ihnen und war im Attic ihre Gastgeberin. Sie dachte dabei manchmal: „Ach ja. Den Song gab es ja auch noch.“
Die Boldie-Tradition der Neujahrsfeten begann mit einem Dreifachgeburtstag im Fitness-Studio an der Kleikämpe 1994. Mühsam mussten sie alle Sportgeräte beiseite tragen. Ehefrauen und Kinder halfen dabei sowie beim Catering. Und die Kinder fanden die Konzerte „ganz okay“, erinnert sich Hammwöhner.
Baten hatte Organisationserfahrung für Musikveranstaltung und brachte die Band dazu, in der Stadthalle aufzutreten. Diese Konzerte mit größeren Bands als Top-Act und den Boldies als Vorband organisierten sie zusammen mit der Musiker-Initiative Ahaus (MIA) und deren Chef Rainer Bertling („Schwatten“). Neun Jahre traten sie so auf. „Wir waren immer die erste Band und konnten nach dem Auftritt feiern“, freut sich Hammwöhner. Immer mehr Leute kamen zu diesen Konzerten regelmäßig, weil „man sich dort traf. Ein bisschen so wie bei der Vredener Kirmes“, so Baten. Einmal waren es 1300 Gäste.
Die Band spielte dann also in der Stadthalle im März, später parallel dazu auf der Neujahrsfete im Logo und ein paar Jahre danach im Attic. „Das war lebendig, gemütlich und einfach nett“, berichtet Nobbe-Elsing, „Sofort waren die Leute dabei, haben mitgetanzt und gesungen.“ Baten sagt: „Am meisten Spaß hat es mir im Attic gemacht, eine schöne intime Atmosphäre.“ Die Boldies bauten ihre Auftritte so auf, dass sie sich unter die Leute mischen konnten. Zwischen den Sets von etwa fünf Songs machten sie dafür Pausen. Ein Konzert konnte so manchmal fünf Stunden dauern. Eine erste CD nahmen sie1999 auf.


Die Band wandelt sich
Hammwöhner schreibt, dass Tobias Grotens Sponsoring großer Konzerte von Joe Cocker, James Brown und US, „zum Glück für die Stadt“ die Kultur und Musikszene nachhaltig belebte. Die Boldies und ihre Neujahrsfeten zogen komplett ins Logo um und spielten mit meist jugendlichen Vorbands der MIA. Ganz spontan kamen sie zu einer neuen Sängerin, als sie im Ahauser Golfclub spielten. Baten war heiser und die Band bat das Publikum um Hilfe. Irma de Vries half aus, kannte viele der Lieder – und wurde dann die ständige Frontfrau.
Der Ausstieg von Donjacour und Hagen 2011 bedeutete das Ende der Boldies in der ursprünglichen Zusammensetzung. Reinker und Baten spielten als Duo weiter. 2017 lebte die Band noch einmal auf, mit Unterstützung von Werner Backhaus am Schlagzeug und Jochen Mayknecht als Bassist. Nobbe-Elsing erinnert sich an einen Ausspruch, den vermutlich Hans Reinker tat: „Alle, die noch leben, die kommen.“

Ahauser Heimatbriefe - Geschichten von heute und damals
Der Ahauser Heimatverein hat vor Kurzem die neueste Ausgabe seiner „Ahauser Heimatbriefe“ veröffentlicht. Das Gespräch mit Dr. Dieter Hammwöhner und Reinhold Baten basiert auf einem der Texte darin. Die Redakteure Karl Schulte, Winfried Terwolbeck und Wilhelm Wilming haben eine umfangreiche und vielfältige Publikation zusammengestellt. Zahlreiche Ahauser Bürgerinnen und Bürger berichten darin aus ihrem Umfeld, der Geschichte, der Region und der Heimat. Der Heimatbrief hat 180 Seiten und ist im Ahauser Buchhandel für 15 Euro erhältlich.