Das Joint Venture hat die Genehmigung: Der erste Cannabis-Anbauverein in Ahaus und Umgebung hat grünes Licht von der Bezirksregierung Münster bekommen. Das hat Tobias Groten, Gründer und CEO der Tobit.Labs, jetzt öffentlich gemacht.
Mit Datum vom 2. Januar erteilt die Bezirksregierung dem Verein die Genehmigung, gemeinschaftlich Cannabis anzubauen sowie es in der Anbauvereinigung weiterzugeben. Fünf Monate vergingen zwischen Antrag und Genehmigung.

Den Verein und seine Gründung hatte Tobias Groten schon im September 2023 im Rahmen der Pushcon angekündigt. Zum 1. April 2024 wurde Cannabis in Deutschland unter engen Vorgaben legalisiert. Zum 1. Juli wurde Joint Venture Ahaus (JVA) ins Vereinsregister eingetragen. Seit dem 19. Juli zog sich schließlich das Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung hin.
„Dass die Regierung in Nordrhein-Westfalen und die Politik im Kreis Borken nicht glücklich über das Bundesgesetz sind, ist bekannt“, sagt Tobias Groten. Wobei er sich schon darüber gewundert habe, dass man sich nicht einmal die Mühe gegeben hat, das auch einigermaßen gut zu verstecken und zumindest so zu tun, als sei man professionell. Das sei schon teils jämmerlich gewesen, was die Behörden da von sich gegeben haben. Immer wieder sei es bewusst zu Verzögerungen gekommen.
Bürgermeister erklärt Kommentar
„Regelrecht erschrocken habe ich mich dann allerdings über einen Kommentar des Bürgermeisters der größten Stadt im Kreis Borken“, sagt Tobias Groten. Thomas Kerkhoff ist Bürgermeister von Bocholt. Er kommentierte bei Facebook die Nachricht von Tobias Groten: Die lange Genehmigungsphase begründete er da mit „behördlicher Ungehorsamkeit gegen ein falsches Gesetz“.
„Ein Kommentar mit einem humorvollen Augenzwinkern“, erklärt Thomas Kerkhoff auf Nachfrage unserer Redaktion schnell. Er macht auch da keinen Hehl daraus, dass er die Legalisierung von Cannabis für einen Fehler hält. Einen, den eine zukünftige möglicherweise CDU-geführte Bundesregierung wohl korrigieren werde. Das sei aber seine persönliche Meinung. Diese habe er online geteilt. Mehr nicht. Das sei weder dienstlich noch irgendwie sonst mit seiner Funktion als Bürgermeister verknüpft gewesen. Schon weil er ja überhaupt keine Befugnisse in Sache eines Ahauser Vereins habe. Und selbstverständlich sei er als Beamter verpflichtet, geltendes Recht umzusetzen.
Trennung zum Verein
Aber zurück zum Anbauverein in Ahaus: Mit dem und dem gesamten Thema Cannabis habe Tobias Groten selbst nichts zu tun, erklärt er. Ihn interessiere lediglich die technische und administrative voll-digitale Umsetzung: „Der Anbau und der Konsum ist nicht mein Thema“, sagt er. Daher kommt auch der Name „Joint Venture“: Der Verein miete bei den Tobit.Labs den Raum und die gesamte Technik: Sowohl für den Betrieb der Internetseite und der digitalen Struktur dahinter als auch für den Anbau.
Für ihn ist der Dreh- und Angelpunkt die genaue Administration und Dokumentation der Abläufe rund um den Anbau von Cannabis. „Dass das gerade bei diesem Gesetz besonders wichtig ist, damit endlich der Schwarzmarkt eingedämmt wird, ist da nur noch ein vergleichsweise unbedeutender, aber dennoch wichtiger Aspekt“, erklärt er. Denn genau darum geht es in dem Bundesgesetz.
Verein hat schon 347 Mitglieder
Aktuell hat der Verein 347 Mitglieder, die eine kostenpflichtige Mitgliedschaft beantragt haben und sie auch schon bezahlen. Auch wenn der Verein bis zu 500 Mitglieder aufnehmen könnte, wird die Zahl weiter gedeckelt: „Sie wird zunächst auf 400 begrenzt, da der Verein ‚Zwangsmitglieder‘ braucht, die selbst kein Cannabis wollen, aber dort beim Anbau helfen oder die Ausgabe übernehmen“, erklärt Tobias Groten weiter. Auch diese beiden Aufgaben dürften laut Gesetz nur von Mitgliedern übernommen werden.
Die gesamten Anlagen seien schon aufgebaut gewesen. Ursprünglich sollte der Anbau in einem der Gebäude an der Parallelstraße stattfinden. „Alle Systeme waren betriebsbereit“, sagt Tobias Groten. Dennoch wurde der Gedanke verworfen. „Es gab keine verbindliche Aussage zu Abstandsflächen“, sagt er. Da nicht klar war, ob vielleicht schon die physische Entfernung zum privaten Kindergarten in der Nähe als Kriterium gelte, wurde der Standort geändert.
„Wir haben die Zulassung nun für die Plantage an der Coesfelder Straße 23: Unter dem Sherlock‘s“, macht er deutlich. „Wir ziehen gerade um und beginnen auch schon mit dem Anbau.“
Auch dafür verspricht er allerdings völlige Transparenz: „Das wird ein echter ‚Showcase‘. Das wird so aufgebaut, dass man da auch mit Besuchergruppen der Digitalstadt hingehen kann und sich das alles anschauen kann“, erklärt er. Hinter Scheiben, aber mit tiefem Einblick.
Vor möglichen Einbrüchen macht er sich keine Sorgen: „Das Ding ist gesichert wie Fort Knox.“ Da werde niemand einbrechen für ein paar Gramm Gras.


