Dass es nie zu spät ist, seinen Träumen zu folgen und einfach mal was zu wagen, hat Barbara Termathe aus Alstätte gezeigt. Mit 52 Jahren hat sie 2019 den Mut gefasst, umzuschulen und eine Gebäckmanufaktur zu gründen. Als gelernte Kosmetikerin war sie jahrelang selbständig, hat verschiedene Studios geführt und nie wirklich Zeit gehabt, sich in anderen Dingen auszuprobieren.
Dann kam Corona. „Da habe ich gemerkt, eigentlich will ich das gar nicht mehr machen“, erzählt sie. Immer schon habe sie ein Faible für kleine Köstlichkeiten gehabt. Als dann während der Pandemie die Welt größtenteils stillstand, hat sich Barbara Termathe in ihrer heimischen Küche so richtig ausgelebt. „Ich konnte mich richtig auslassen und habe dann einfach geschaut, wo die Reise hingeht.“

Weit ging die Reise zwar zuerst nicht, viel geändert hat sich für die Alstätterin aber dennoch. 2019 hat sie die Gebäckmanufaktur „Klein & Fein“ gegründet und die Herstellung von feinem Gebäck aus der heimischen Küche ins Heimathaus Alstätte verlegt. 2023 folgte dann die Prüfung zur Konditorin.
Umschulung mit 52
„Ohne Konditorausbildung darf man nicht außer Haus verkaufen, sondern nur für den Verzehr vor Ort“, sagt sie. „Ich wollte aber mehr machen.“ Also ging sie im Jahr 2023 auf die Handwerkskammer zu. „Es gibt eine Ausnahmeregelung, dass man mit über 50 keine Ausbildung machen muss. Ich konnte mich dann direkt für die Prüfung bewerben“, erzählt sie. Das wäre allerdings nicht so einfach gewesen. „Ich musste den Stoff aus drei Jahren Ausbildung in drei Wochen lernen“, sagt sie. „Das war schon heftig.“
Die Prüfung sei aber sehr gut gelaufen. Der Prüfer habe sie in ihrer heimischen Küche besucht und dort die Prüfung abgenommen. Nach der ersten Kostprobe sagt er schon: „Eigentlich können wir schon aufhören“. Barbara Termathe habe direkt gedacht, was falsch gemacht zu haben. „Der Prüfer war aber einfach überzeugt“, sagt sie und freut sich noch heute über das gute Ergebnis.
„Einfach mal genießen“
Ihre Idee zur eigenen Gebäckmanufaktur entstand nicht nur dadurch, dass sie gerne backt, sondern auch, weil sie gerne Gastgeberin ist. „Ich liebe es, Gäste zu haben und ihnen einen schönen Tag zu bescheren“, sagt Barbara Termathe. Sie selbst nehme sich gerne eine kleine Auszeit am Tag, um einfach mal abzuschalten und den Moment zu genießen. Dabei darf dann eine „kleine Köstlichkeit“, wie sie ihre Gebäcke nennt, natürlich nicht fehlen.
Und diese kleinen, schönen Momente möchte sie auch an ihre Kunden weitergeben. „Es ist so schade. Niemand hat mehr wirklich Zeit, um richtig herunterzukommen“, sagt die heute 54-Jährige. „Es geht ja auch darum, die Köstlichkeiten zu genießen und nicht einfach hereinzukloppen.“ Eine Kundin, die an einem Verkaufstag in der Manufaktur in Alstätte war, habe ihr mal gesagt: „Bei dir ist die Welt noch in Ordnung.“ „Und genau das Gefühl sollen sie bei mir haben“, so Barbara Termathe.
Events und Märkte
Ihr Stammtisch musste während Corona herhalten, um ihre ersten Event-Versuche zu testen. „Die waren super begeistert“, sagt sie. Aber nicht nur für verschiedene Events, wie Hochzeiten, Geburtstage oder auch Unternehmerfrühstücke, backt die Alstätterin. Sie ist auch auf verschiedenen Bauernmärkten und Landpartien in der Umgebung unterwegs und verkauft Macarons, Madeleines, Financiers, Biscotti und vieles mehr.

Dabei hat sie aber schnell gemerkt: Richtung Münster sind die Menschen offener und zeigen mehr Interesse für das vielseitige Angebot von Barbara Termathe. „Es ist sehr schade, aber hier funktioniert es einfach nicht so gut“, sagt sie. Einer der Gründe, warum sie mit ihrer Gebäckmanufaktur Alstätte bald den Rücken kehren wird.
Von Ahaus nach Horstmar
„Ich werde hier einfach nicht gesehen“, sagt Barbara Termathe. Im Heimathaus in Alstätte habe sie zwar eine Fläche und eine kleine Küche für ihre Gebäckmanufaktur, könne aber zum Beispiel im Schaufenster nicht auf ihre Produkte aufmerksam machen. „Ich bin dem Heimatverein sehr dankbar, aber hier gibt es einfach nicht die Kundschaft dafür“, sagt sie. Ihre Kundschaft käme mehr aus Richtung Gronau. Auch ihre Erfahrung von den Märkten sieht so aus: „Die Menschen Richtung Münster sind offener für mein Angebot und kommen öfter auf mich zu.“
Daher habe sie sich in anderen Gemeinden auf die Suche nach einer Location gemacht, in der sie nicht nur backen und verkaufen kann, sondern auch Platz für ein Café hat. „Ich wollte einfach gerne ein Ladenlokal haben, wo ich auch ausstellen kann“, sagt sie. Und diesen Ort hat sie in Horstmar gefunden.
Ende August kann sie mit den Umbauarbeiten loslegen, sie will am ersten Wochenende im September eröffnen. „Ich habe dann einen großen Raum, in dem 15 bis 20 Leute Platz haben und ich mich beim Backen entfalten kann“, so die Alstätterin mit funkelnden Augen. Neben drei Verkaufstagen im Monat hat sie auch viele weitere Ideen für ein vielfältiges Angebot in ihrem neuen Lokal.

Der Plan sei nämlich, mit kleinen verschiedenen Events, wie einem italienischen Abend oder einem französischen Frühstück, die Leute zusammenzubringen. „Einfach mal miteinander reden und dabei kleine Köstlichkeiten genießen“, so beschreibt Barbara Termathe ihre Pläne. Am Ende müsse man aber schauen, wie es sich entwickelt. Erweitern könne sie immer. „Ich freue mich schon auf ein Lokal, in dem ich wieder sichtbar bin.“ Mal sehen, wo die weitere Reise hingeht.