
© Karikatur: Schwarze-Blanke
Bagger zerstört Glasfaserkabel: Störung ist am Freitagnachmittag beseitigt
Riesiger Schaden
Ein Bagger zerstört an der Fuistingstraße mehrere Glasfaserleitungen. Bis zu 20.000 Kunden sind ohne Telefon und Internet. Die Reparatur zieht sich bis Freitagmittag.
Mit roher Gewalt hat ein Baggerfahrer bei Abrissarbeiten am Donnerstag versucht, Kabel aus dem Boden an der Fuistingstraße zu ziehen. Was er nicht wusste: Bei den Kabeln handelte es sich um Glasfaserhauptleitungen. Unter anderem Ortsverbindungsleitungen, an denen bis zu 20.000 Kunden der Telekom hingen.
Baggerfahrer kappt 20 Rohrpakete mit Glasfaserleitungen
Bei den Arbeiten an der alten Verstärkerstelle der Telekom an der Fuistingstraße hat der Baggerfahrer rund 20 Rohrpakete mit Glasfaserleitungen gekappt. „Den Mann trifft keine Schuld, ihm wurde gesagt, dass die Leitungen nicht mehr geschaltet sind“, sagt René Bünte. Er ist diensthabender Teamleiter im Technikbereich der Telekom aus Münster. Am Donnerstagabend ist er vor Ort und beobachtet vier Techniker, die gerade begonnen haben, die Leitungen wieder zu flicken.

Kabelsalat an der Fuistingstraße: 20.000 Anschlüsse waren nicht mehr erreichbar, weil die Leitungen zerstört wurden. © Stephan Rape
Der Baggerfahrer soll hinter dem Gebäude gearbeitet haben. Dabei habe er versucht, die Leitungen aus dem Boden zu ziehen. „Wir wissen es noch nicht genau, aber einige Leitungen scheinen bis unter den Bürgersteig gerissen zu sein“, erklärt René Bünte da. Die Glasfaserleitungen seien sehr empfindlich und würden schon bei geringer Belastung schwer beschädigt.
Die Techniker arbeiten unter Hochdruck: Vier von ihnen arbeiten die Nacht durch. Früh am Freitagmorgen werden sie durch acht neue Techniker abgelöst. Ihr Auftrag: die einzelnen Glasfaserleitungen wieder miteinander zu verbinden. „Wir sprechen von rund tausend Fasern“, sagt René Bünte.
Massiver Schaden wie in Ahaus ist absolute Ausnahme
Stephan Althoff, Pressesprecher der Telekom, teilt am Freitagmorgen mit, dass rund 90 Prozent der Anschlüsse wieder hergestellt seien. Die letzten Anschlüsse sollen im Laufe des Tages wieder funktionsfähig sein. Tatsächlich kommt am Nachmittag die erlösende Nachricht: Alle Anschlüsse seien wieder hergestellt. „Dass Leitungen beschädigt werden, kommt relativ regelmäßig vor“, sagt er. Ein so massiver Schaden wie jetzt in Ahaus sei aber schon die absolute Ausnahme. Zum Glück.

Viel Arbeit für die Techniker: Rund 1000 Glasfasern müssen einzeln neu verbunden werden, nachdem sie durch einen Baggerfahrer am Donnerstagmittag zerstört wurden. Rund 20.000 Kunden sind aktuell ohne Telefon und Internet. Auch der Mobilfunk ist zum Teil gestört. © Stephan Rape
In der Regel seien vielleicht 3000 bis 5000 Kunden betroffen, wenn eine Glasfaserleitung beschädigt werde. „In der Spitze waren es dieses Mal aber 20.000 Kunden, die weder Telefon noch Internet hatten“, erklärt er.
Die Arbeit gleicht einer Sisyphusaufgabe: Die hauchdünnen Glasfasern sind erst zu etwas dickeren Adern und dann wieder dickeren Kabeln gebündelt. Kabel und Adern müssen zunächst auseinandergewickelt werden. Dann müssen die einzelnen Glasfasern sauber abgeschnitten, abisoliert und mit dem passenden Gegenstück neu verbunden werden.

Stück für Stück müssen die haarfeinen Glasfasern wieder miteinander verbunden werden. Eine echte Sisyphusaufgabe. © Stephan Rape
Die genaue Ausrichtung und Verschweißung übernimmt eine Maschine, die die Adern per Kameratechnik vermisst. Dennoch ist die Arbeit sehr zeitaufwendig. „Ein ziemlich kapitaler Schaden“, sagt einer der Techniker.
Enormer Schaden ist noch nicht zu beziffern
Die tatsächliche Schadenshöhe bleibt offen. Neben dem Arbeits- und Materialeinsatz vor Ort stehen auch noch die Folgekosten im Raum. Schließlich hängen an den Telefonanschlüssen nicht nur Privatleute, sondern auch Firmen.

Nachtschicht für die Techniker: Die Arbeiten an den zerstörten Glasfasern in der Fuistingstraße ziehen sich noch mindestens bis Freitagabend hin. © Stephan Rape
Auch welche Gebiete von den Ausfällen genau betroffen waren, ist nicht klar abzugrenzen. An der alten Verstärkerstelle laufen mehrere Hauptleitungen zusammen, die sich dann in das ganze Umland verzweigen. Störungsmeldungen haben die Telekom bisher aus Ahaus und den Ortsteilen, Vreden, Epe und Gronau erreicht.

Vier Techniker in der Nachtschicht und noch einmal acht Techniker über Tag haben seit Donnerstag daran gearbeitet, die Telefon- und Internetverbindungen wieder herzustellen. © Stephan Rape
Zusätzlich zu Glasfaser- und DSL-Verbindungen war in einigen Gebieten auch der Mobilfunk betroffen: Denn auch die Mobilfunkmasten sind per Glasfaser an das Netz angeschlossen. „Einen Radius kann ich aber nicht benennen“, sagt der Teamleiter.
Dass zunächst unklar war, ob der Notruf erreichbar ist, stellte auch die Feuerwehr in Ahaus vor einige Probleme: An elf Stellen im Stadtgebiet besetzten die Feuerwehrleute Alarmposten, um im Notfall helfen zu können. Beispielsweise in den Feuerwehrgerätehäusern oder an den Kirchen. Noch am Freitagmittag sprach Berthold Büter, Leiter der Feuerwehr Ahaus, von 20 bis 25 Einsatzkräften. In der Spitze seien es aber noch einmal deutlich mehr gewesen.
Feuerwehrleiter kennt keinen ähnlichen Fall in Ahaus
An einen so weitreichenden Ausfall der Telekommunikation kann er sich nicht erinnern. „In dieser Ausprägung hatten wir das noch nicht“, sagt er gegenüber unserer Redaktion. Am Nachmittag können auch die Feuerwehrleute wieder einrücken: In Abstimmung mit der Kreisleitstelle und der Baustellenleitung an der Fuistingstraße kehrt die Feuerwehr zum regulären Betrieb zurück.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
