Kahlschlag: Karnickelberg verliert seine Attraktion
Trockener Wald
Trockenheit und Borkenkäfer: Diese zwei Gründe haben unter anderem für ein Baumsterben am Karnickelberg gesorgt. Nun haben die Fällarbeiten begonnen – die Spaziergänger trauern jetzt schon.
„Schade. Es ist wirklich schade. Ich bin traurig“, sagt der Spaziergänger, der aus Ahaus kommt, am Montag. Der Grund für seine Stimmung: die Fällung vieler Bäume am Karnickelberg. Mit schwerem Gerät gehen die Arbeiter einer Firma aus den Niederlanden zu Werke und holzen das Waldstück am nördlichen Stadtrand von Ahaus zu großen Teilen ab.
Er spaziere seit 30 Jahren fast täglich hier lang, erzählt der Senior. „Es ist traurig zu sehen, dass die Bäume hier gefällt werden. Früher bin ich hier regelmäßig mit meiner Tochter langgelaufen. Nun lebt sie in den USA und ich schicke ihr Fotos von dem Zustand, wie es hier nun aussieht.“
Und wie sieht es aus? Abgeholzte Baumstämme liegen übereinander, Geäst befindet sich daneben – kein schöner Anblick für Naturfreunde. Gerade dann, wenn man auf den Pfaden entlang der Ahauser Aa spaziert und auf einmal taucht das Bild von kranken und abgeholzten Bäumen auf.
Das bei Spaziergängern, Radfahrern und Kindergärten beliebte Ausflugsziel im Norden der Stadt zeigt sich nun deutlich ausgelichtet und verliert damit ein Highlight. „Gerade für die Bewohner, die hier unmittelbar in der Nähe ihr Zuhause haben, ist es sehr schade“, findet der Senior aus Ahaus.
Etwa 40 Bäume werden in dem Gebiet gefällt. „Die Arbeiten dauern bis Dienstag an. Die Bäume sind leider tot – das sieht man am besten an den Ästen, die keine Blätter mehr tragen“, sagt ein Mitarbeiter der Firma aus den Niederlanden, die für die Fällarbeiten zuständig ist.
Die Fällarbeiten wurden nicht von der Stadt Ahaus beauftragt. „Die städtischen Arbeiten am Karnickelberg sind in der letzten Woche abgeschlossen worden.“ Vermutlich sei das Landesforstamt dort aktuell tätig, „oder es handelt sich um private Forstarbeiten“, vermutet Marc Frieler aus dem Büro der Bürgermeisterin.
Das bestätigt Revierförster Frederik Lüters. „Die Fällarbeiten wurden vom Waldbesitzer in Auftrag gegeben. Wegen der extremen Trockenheit sind die Bäume in Mitleidenschaft gezogen worden. Daher ist ein Sturzrisiko entstanden“, erklärt der Revierförster. Daher habe der Waldbesitzer die Verkehrssicherungspflicht, die Bäume zu fällen. Dies sei ein nötiger Eingriff, bei dem alle kaputten Bäume abgeholzt würden.
Die Gründe für das Baumsterben am Karnickelberg und an anderen Orten in Ahaus sind vielfältig: ausbleibender Niederschlag, große Hitze im Sommer 2018 und der Befall von Borkenkäfern. Das Phänomen der toten Bäume zieht sich durch die gesamte Stadt: Sei es am Alexander-Hegius-Gymnasium, am Busbahnhof oder am Schulzenbusch.
Meist sind Fichten und Buchen betroffen. Aber auch vor Eichen, Birken und Kastanien haben der Käfer und das trockene Wetter keinen Halt gemacht. Über 80 große Bäume stehen in diesem Jahr auf der Fäll-Liste der Stadtverwaltung. Viele von ihnen zeichnen sich durch ihre Mächtigkeit aus und sind teilweise 100 Jahre alt.
Die Stadt Ahaus informiert auf ihrer Internetseite über aktuelle Pflegearbeiten an den Bäumen. „Beide Listen auf dieser Seite werden allerdings noch ergänzt. So wird der Grünrückschnitt der Wallhecken im Januar oder Februar 2020 durchgeführt“, sagt Marc Frieler.
Nachpflanzungen ab Dezember
Darüber hinaus gibt es bisher noch keine genauen Pläne der Stadt, was Fällungen im kommenden Jahr betrifft. „Teilweise können weitere Schäden erst im Frühjahr festgestellt werden. Erst dann treiben die Bäume wieder aus und man kann sehen, welche irreparabel beschädigt sind“, erklärt Frieler auf Anfrage. Über die Kosten der Fällmaßnahmen kann die Stadt erst am Ende des Jahres genaue Angaben machen.
Fest steht: Am Karnickelberg wie auch an anderen Orten der Stadt wird neu gepflanzt. Je nach Lage werden dann Säulenbuchen, Ulmen oder auch Amberbäume gedeihen. „Nachpflanzungen für Ahaus werden ab Dezember geplant. Es wurde bei den Baumschulen angefragt, welche resistenteren Sorten bereits zur Verfügung stehen würden“, informiert Marc Frieler.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.