Augenklinik Ahaus wird Fachklinik 2,5 Millionen Euro Investition für stationäre Versorgung

Augenklinik Ahaus wird Fachklinik: 2,5 Millionen Euro Investition
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Ahaus bekommt ein neues Krankenhaus, eine Fachklinik. Kein Aprilscherz: Ab dem 1. April ist die Augenklinik Ahaus Teil der spezialisierten, stationären Versorgung. Als Fachklinik für Augenheilkunde. Die Zwölfte in ganz Deutschland.

Aktuell gibt es in der Augenklinik eine Station mit sechs Betten. „Die ist bisher als Klinikhotel ausgelegt“, sagt dr. med. (Univ. Bud.) Matthias Gerl, Geschäftsführer der Augenklinik Ahaus. Den Aufenthalt mussten Patienten dort bisher selbst zahlen. Zukünftig können auch gesetzlich Versicherte stationär aufgenommen werden.

Patienten der Augenklinik sitzen auf einer Werbeaufnahme im Aufenthaltsraum
Noch gleicht der stationäre Bereich der Augenklinik Ahaus einem Hotel – hier auf einer Werbeaufnahme der Augenklinik. Die Augenklinik selbst definiert den Bereich bisher eher als Klinik-Hotel. Mit der Aufnahme in die Krankenhausplanung NRW soll sich dort eine Menge ändern. Am 1. Januar 2026 soll der Fachklinik-Betrieb starten. © Augenklinik Ahaus

Eine stationäre Aufnahme wird dennoch eher die Ausnahme sein: Denn die meisten Augen-OPs könnten ambulant behandelt werden. „Grauer Star etwa. Das ist unser täglich Brot“, sagt Matthias Gerl. Patienten würden unmittelbar nach der OP entlassen.

Anders sehe das bei grünem Star, bei Hornhauttransplantationen oder OPs nach einem Unfall aus. Dann müsse beispielsweise eine engmaschige Nachsorge stattfinden. Solche anspruchsvollen Operationen würden schon seit 20 Jahren und länger zum Angebot der Augenklinik gehören. Bisher aber eben nicht im Rahmen einer Fachklinik.

Überweisungen in eine stationäre Klinik wären aktuell nach Münster oder Essen möglich. „Aber da bekommt man die Patienten nicht unter“, sagt er. Das Problem: Beispielsweise Grüner Star (Glaukom) soll nach Diagnose binnen ein oder zwei Wochen operiert werden. „Aktuell liegen die Wartezeiten aber bei bis zu einem Jahr. Da kann man's dann direkt lassen“, sagt er. Das Angebot an Behandlungsplätzen sei schlicht zu gering. Deswegen will die Landesregierung NRW gegensteuern.

Eine Außenansicht der Augenklinik Ahaus
Die Augenklinik hatte Dr. Ralf Gerl, Vater des jetzigen Geschäftsführers dr. med. (Univ. Bud.) Matthias Gerl 1992 gegründet. Über die Jahre ist sie immer weiter gewachsen. Zum 1. Januar 2026 soll sie den Betrieb als Fachklinik aufnehmen. © Augenklinik Ahaus

1992 hatte von Matthias Gerls Vater Dr. Ralf Gerl die Augenklinik gegründet . Mehrfach habe man versucht, den Fachklinik-Status zu erlangen. Schließlich wurden die Pläne begraben. Bis jetzt die Landesregierung ihrerseits die Planung neu angestoßen hat.

In der Behandlung der Patienten wird sich – von der Übernahme der Kosten abgesehen – nicht viel ändern. „Für uns ist es eine riesige Veränderung“, sagt Matthias Gerl. Allein durch die Anforderungen an die zukünftige Station: Die strahlt aktuell noch den Charme eines Hotels aus den 1990er-Jahren aus. Blauer Teppichboden, helle Hölzer, ein kleiner Frühstücksraum mit Säulen vor den Zimmern.

Millioneninvest für Fachklinik

„Das wird praktisch alles entkernt“, sagt Matthias Gerl. In einer Fachklinik dürfe zum Beispiel kein Teppich liegen. Gleichzeitig werden die Türen verbreitert, der ganze Bereich wird barrierefrei ausgelegt. Etwa für Rollatoren. „Die hatte damals bei der Planung noch niemand im Kopf“, erklärt der Geschäftsführer beim Gang durch die Räume.

Insgesamt um die 2,5 Millionen Euro investiert er in das verwinkelte Gebäude, das sich vom Haupteingang unmittelbar am Schlossgraben in mehreren Flügeln auf drei Etagen verteilt. „Es ist eben über die Jahre gewachsen“, sagt der Augenarzt.

Die einzelnen Bereiche würde man heute bei einem Neubau sicherlich anders organisieren. So, wie sie jetzt aber eben liegen, sei es auch ein Vorteil: Weil unterschiedliche Patienten für die verschiedenen Bereiche komplett getrennt voneinander behandelt werden können.

So liegen vier Operationssäle für größere Eingriffe beisammen. Zwei weitere Säle für Injektionen von Medikamenten ins Auge liegen an einem ganz anderen Ende des Gebäudes: „Die Bereiche haben wir voneinander getrennt, um mehr Patienten versorgen zu können“, sagt Matthias Gerl.

Eine Patientin und eine Pflegerin stehen sich in einem Zimmer der Augenklinik gegenüber.
Patienten, die bisher stationär in der Augenklinik Ahaus aufgenommen werden, müssen den Aufenthalt aus der eigenen Tasche bezahlen. Das wird sich ändern, sobald die Fachklinik ihren Betrieb aufnimmt. Dann ist auch der Aufenthalt eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherungen. © Augenklinik Ahaus

Dabei stellt er den Betrieb der Augenklinik auf mehrere Beine: den ambulanten und stationären Bereich. Dann einen nicht-geringen Teil von Selbstzahlern, die sich zum Beispiel die Augen lasern lassen, um keine Brille mehr zu benötigen. Und einen großen Anteil von Patienten aus den Niederlanden. 40 bis 50 Prozent der Patienten kämen aus dem Nachbarland, schätzt er grob. „Weil es im ganzen Osten der Niederlande einen massiven Mangel an Augenärzten gibt“, erklärt er.

Und die Zeitplanung? „Die Planungsphase hat natürlich längst begonnen“, erklärt Matthias Gerl. Das gehe jetzt Schlag auf Schlag. In Kürze soll die Umbauphase beginnen. Zum 1. Januar 2026 soll alles fertig sein und die Fachklinik starten können.

„Wir verzichten ganz bewusst auf Fördermittel“, sagt er. Um die zu bekommen, hätte er das Projekt europaweit ausschreiben müssen. „Ich wollte aber mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten“, betont er.

Wirkung weit über Kreisgrenzen

Der Fachklinik-Status bedeute einerseits eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Einrichtungen und eine Einbindung in regionale Versorgungsnetz. Langfristig will er so auch die stationäre augenärztliche Versorgung sicherstellen.

Es geht ihm aber natürlich auch um eine Wirkung in der Öffentlichkeit: Er wählt einen Vergleich zur Fachklinik Hornheide bei Münster. „Mit dem Namen kann jeder etwas anfangen“, sagt er. Doch wer wisse schon, dass sie im Nordosten von Münster bei Handorf liege? Eine ähnliche Wirkung weit über die Grenzen von Ahaus und dem Kreis Borken erhofft Matthias Gerl sich für sein Unternehmen.

Das beschäftigt übrigens rund 200 Mitarbeiter und insgesamt 18 Ärzte an fünf Standorten.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 31. März 2025.