
© Christin Lesker
Auf einem großen Schiff segeln „De Tölpels“ durch den Ottensteiner Rosenmontagszug
Rosenmontagszug Ottenstein
Seemanns-Lieder, motivierte Matrosen und ein großes Holzschiff: Seit 35 Jahren schon bauen „De Tölpels“ so aufwendige Karnevalswagen. Tapfer trotzen sie in diesem Jahr im Schiff dem Regen.
15 Matrosen in blauen Seemanns-Hemden und weißen Hosen ziehen an den dicken Tauen und hissen das große Segel am Masten, bevor der Rosenmontagszug losgeht. Ein „Festo“-Gruß an alle jecken Ottensteiner prangt über dem Holzschiff. Unter dem Motto „Ahoi-Brause“ segeln „De Tölpels“ beim Karnevalszug durch den Ottensteiner Ortskern. Durch die dicken Boxen tönen Seemannslieder. Und der Regen kann den Matrosen natürlich nichts anhaben. „Das haben wir auf der rauen See ja täglich“, scherzt Günter Dingslaken und lacht.
10 Meter hoch ist der Mast mit Segel. Etwas zu hoch für die Bäume am Straßenrand im Ortskern. Deshalb heißt es immer wieder „Segel einholen!“. Zwei Matrosen ziehen am dicken Tau. Wie auf hoher See muss das große Segel mit vereinter Kraft immer wieder gehisst werden, wenn die Bäume vorüber sind. „Gut oder?“, fragt Bernd Thünte und blickt stolz auf die aufwendige Masten-Konstruktion. Wie in jedem Jahr steckt viel Arbeit im Wagen der Männer.
Gemeinsamer Wagenbau seit der Jugend
„Wir machen das schon seit 35 Jahren“, erklärt Uwe Hubbert. Genauso lange ist der Kümmerling das Karnevalsgetränk der Gruppe. Damals, mit 16 Jahren, haben die Männer gemeinsam Fußball gespielt und als Gruppe angefangen, einen Wagen für den Karneval zu bauen. Seitdem ist der Wagenbau fester Bestandteil der Jahresplanung. Zehn Wochen lang haben die Männer sich zweimal wöchentlich getroffen, um ihr Schiff zu bauen. „Mit einer Zeichnung fängt es immer an“, macht Günter Dingslaken klar.
Und dann geht es ans Bauen. Ein vier Meter breites und zehn Meter hohes Schiff aus Holz baut sich eben nicht von selbst. „Jeder hat seine Aufgabe“, erklärt Günter Dingslaken weiter. Manche kümmern sich um den Bau, andere um die Elektrik. Und ganz wichtig: Einer ist Grillmeister. Damit auch für das leibliche Wohl der 15 Freunde gesorgt ist.
Das Bauen ist immer ein großer Spaß, da sind sich „De Tölpels“ einig. Aber auch beim Umzug sind alle gut drauf. „Das mit dem Wetter ist trotzdem schade“, findet Uwe Hubbert. „Es sind einfach weniger Leute am Rand“. Das schlägt sich auch in der Stimmung nieder. Trotzdem schauen sich vergleichsweise viele Ottensteiner den Umzug an.
Über ein Lob freuen sich die Wagenbauer
Einige rufen „super“ oder zeigen einen Daumen nach oben, als sie den aufwendigen Wagen der Männer sehen. Ein verdientes Lob für die 15 Freunde. Die freuen sich, trinken den einen oder anderen Kümmerling und ein Bier dazu. Kamelle werfen sie nicht. Das machen in Ottenstein in diesem Jahr nur vereinzelt Wagen.
In leuchtenden Röcken, schillernden Perücken und mit einem bunt verzierten Bollerkarren sticht vor dem Wagen der Männer eine Fußgruppe von Frauen besonders ins Auge. Die meisten von ihnen sind mit den Männern auf dem „Ahoi-Brause“-Schiff verheiratet. Zum ersten Mal sind sie unter dem gleichen Motto unterwegs. Und auch wenn die Frauen den weniger auffälligen Wagen hinter sich herziehen, kam die Idee fürs Motto von ihnen.
Das Motto haben sich die Frauen überlegt
„Das haben wir uns schon am Aschermittwoch vor einem Jahr überlegt“, erklärt Christiane Thünte. Den Männern aber fehlte die Idee für ein gutes Motto. „Wir haben erst an 70 Jahre Currywurst gedacht“, sagt einer der Matrosen. „Dann haben sie ganz lieb ,Bitte, Bitte‘ gesagt und wir haben den Männern erlaubt, einen Wagen zum gleichen Motto zu machen“, meint Christiane Thünte und schmunzelt.

Christin Lesker erlebte den Rosenmontagszug in Ottenstein an Bord des "Ahoi-Brause"-Schiffs der Gruppe "De Tölpels". © Victoria Garwer
Getrennt starten die beiden Gruppen den Umzug, aber kaum ist die erste Runde durch das Dorf beendet, binden die Frauen ihren Bollerkarren hinten an und kommen zu den Männern aufs Schiff. Früher waren zudem noch mehr Kinder mit auf dem Wagen. Sie teilen den Spaß am Karneval mit ihren Eltern.
„Die meisten von unseren Kindern haben heute selber einen Wagen“, erklärt Uwe Hubbert.
Wenn es nach dem Umzug zum Feiern weiter in die warme Kneipe geht, sind die nassen Matrosenkleider schnell getrocknet und eine feucht-fröhliche Partynacht kann beginnen.