Bei praktisch jeder Bauplanung, die in der Ahauser Politik beraten wird, fordert einer der Politiker mehr Nachhaltigkeit, mehr moderne Bauformen: Josef Terhalle (CDU).
Doch der Ottensteiner fordert nicht nur in der Theorie. Mit seinem Unternehmen Holzbau Terhalle will er vorangehen und zeigen, was möglich ist. Um das zu schaffen, will er Architekten direkt von einem anderen Weg zu überzeugen: Es geht darum, dass Häuser von vornherein anders geplant werden. „Alles, was heute gebaut wird, muss als Rohstofflager für die Zukunft dienen“, sagt Josef Terhalle.
Häuser sollen nach ihrer Lebenszeit so wieder abgebaut oder abgebrochen werden, dass die Bausubstanz ohne Verluste für das nächste Bauprojekt genutzt werden kann.

Das setzt zum Beispiel voraus, dass einzelne Baumaterialien ohne viel Aufwand voneinander getrennt werden können. Dass also weniger Verbundstoffe oder verklebte Bausteile genutzt werden. Von vornherein müsse ein neues Haus so geplant sein, dass der Energie- und Rohstoffverbrauch über den gesamten Lebenszyklus mit betrachtet werde. Also nicht nur der Bau, sondern auch ein möglicher Umbau, Rückbau oder Abriss.
Ein anderer Weg sei, dass alte Bauteile aus einem Haus ausgebaut und dann weiter genutzt werden: Ein Beispiel seien alte, aber noch intakte Fenster. Auch wenn die eine schlechtere Isolationsleistung haben als modernere Fenster. „Man kann dann relativ einfach die Wände dicker planen und kommt so auf den gleichen Gesamtdämmwert“, rechnet Josef Terhalle vor. Relativ einfache Mittel zu nachhaltigerem Bauen, die aber eben schon bei der Planung berücksichtigt werden müssen. Einen entsprechenden Markt für gebrauchte Baustoffe gebe es längst. Beispielsweise in Berlin sei das alltäglich.

Mache der Bausektor ungerührt so weiter wie bisher, würden dreimal so viele Rohstoffe benötigt, wie auf der Erde vorhanden seien. Denn gerade die Beton- und Zementindustrie haben einen enormen Energieverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß – ein Treibhausgas. Im Gegensatz dazu binde Holz Kohlendioxid (CO2). „Pro Kubikmeter Holz einen Kubikmeter Kohlendioxid“, sagt Ludger Wittland. Nicht der einzige Vorteil von Holz als Baustoff: Er wachse nach. Und zwar auch in Deutschland noch schneller als er geerntet werde: „Pro Jahr wachsen rund 120 Millionen Kubikmeter Holz nach.“ Aber nur rund 80 Millionen Kubikmeter würden geerntet.
Deswegen will das Unternehmen Terhalle Architekten als Anfang einer Lieferkette verstehen. Und sie dazu bewegen, Häuser neu zu denken und zu planen: „Ein Keller wird auch in Zukunft noch aus Beton gebaut“, sagt Josef Terhalle. Oberhalb der Bodenplatte gebe es aber viele neue Wege.
Siebtes Architektenseminar
„Und die wollen wir zeigen“, sagt er. Wie das aussehen kann, hat Terhalle jetzt wieder bei einem groß angelegten Seminar bewiesen: 162 Architekten aus ganz Deutschland und noch einmal über 40 Lieferpartner haben sich in Ottenstein bei der siebten Auflage zu klimagerechtem Bauen ausgetauscht. Vor sieben Jahren waren gerade einmal 25 Teilnehmer nach Ottenstein gekommen. Ein Erfolg, der für sich spreche.
Ludger Wittland und Josef Terhalle betonen dabei, dass es dort nicht darum gehe, die Terhalle-Konzepte zu präsentieren. „Das ist keine Verkaufsveranstaltung“, sagt Ludger Wittland. Es gehe einzig und allein darum, zu zeigen, wie neue Konstruktionen funktionieren können.
Beide sind sich – naturgemäß – einig, dass Holz der Baustoff der Zukunft ist. Aus einer ganzen Reihe von Gründen: „Man muss doch nur in die Vergangenheit blicken“, sagt Ludger Wittland. Welche Häuser seien denn die Ältesten, die noch stehen? „Mittelalterliche Fachwerkhäuser“, schiebt er der Frage direkt hinterher. Zukünftig gehe es noch häufiger darum, ältere Bausubstanz zu erhalten. Und neue nachhaltiger zu bauen: Beispielsweise auch durch Serienfertigung am Firmenstandort in Ottenstein. „Durch die serielle Produktion können wir die Baukosten bezahlbar halten“, sagt Josef Terhalle.
Über 620 Mitarbeiter
Das von ihm vor nicht einmal 40 Jahren gegründete Unternehmensgruppe ist mittlerweile auf über 620 Mitarbeiter gewachsen. Nachhaltigkeit ist seit Gründung ein riesiges Thema für Gründer und Gruppe: Gerade läuft die zweite Rezertifizierung als klimaneutrales Unternehmen. Durch Wechsel des Strombezugs habe die Gruppe im ersten Jahr schon 200 Tonnen CO2 einsparen können. Die Umstellung eines Großteils des Fuhrparks auf Elektro- oder Hybridfahrzeuge, die Bildung von Fahrgemeinschaften oder eine Reduzierung des gesamten Restmülls um 60 Prozent seien weitere Bausteine in der Zertifizierung gewesen.
Die Arbeit für mehr Nachhaltigkeit sei dabei kein reiner Marketinggag, betont Ludger Wittland: Als großes Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern ist die Terhalle-Gruppe bilanzrechtlich verpflichtet, die EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) einzuhalten. „Ein immenser personeller und finanzieller Aufwand“, sagt Ludger Wittland. Der früher oder später auch auf Partner und Zulieferer zukomme.
Josef Terhalle formuliert es deutlicher: „Wir müssen manche Dinge sowieso angehen.“ Dann könne man es auch direkt richtig machen.
Diesen Artikel haben wir am 7. Dezember 2024 veröffentlicht.