Mit 14 Jahren sieht Anna Kortböyer aus Ahaus den Schauspieler Tom Hiddleston in seiner Rolle als „Loki“ in den Thorfilmen von Marvel und denkt sich: „Das Outfit finde ich cool, das mache ich nach.“ Es ist ein Entschluss, der sie zum „Cosplay“ führt. Ein Hobby, das sie auch zehn Jahre später noch begleitet und mittlerweile ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden ist.
Der Begriff „Cosplay“ meint das „Sichverkleiden“ als Figur oder Charakter aus Filmen oder Serien. Oft wird diese Fanpraxis mit den Figuren aus japanischen Serien oder Mangas in Verbindung gebracht, grundsätzlich kann aber jeder Charakter jeden Genres für ein Cosplay verwendet werden.
Mittlerweile hat Anna Kortböyer rund 36 verschiedene Kostüme in ihrem Schrank hängen. Die Wahl, welchem Charakter sie ein Cosplay widmet, kommt ihr meist spontan. „Wenn ich einen Charakter sehe, den ich cool oder inspirierend finde, mache ich daraus ein Cosplay“, erklärt sie.
In der Vergangenheit waren das unter anderem Charaktere aus dem Star Wars Universum, aber auch aus Cartoons wie „Vox“ von „Hazbin Hotel“ oder Ozai, dem Lord der Feuernation aus der Serie Avatar – der Herr der Elemente. „Auf das Cosplay bin ich besonders stolz, weil ich finde, dass es mir sehr gut gelungen ist“, so die 24-Jährige.
Wenn Anna Kortböyer ein neues Kostüm plant, ist sie bemüht, das meiste daran selbst zu machen. Dafür kauft sie nicht nur den benötigten Stoff, sondern macht eigene Zeichnungen und entwirft eigene Schnittmuster.
Hinzu kommt außerdem oft die Arbeit mit EVA Foam, einer Schaumstoffmasse, mit der sie zum Beispiel Rüstungsteile anfertigt. „Es ist vor allem auch ein Hobby, durch das man handwerklich sehr viel lernt. Ich habe mir damit das Nähen, aber auch das Sticken selbst beigebracht“, so Anna Kortböyer.
Eine Rüstung für 600 Euro
Doch neben der Kreativität braucht es auch zwei weitere Komponenten: Zeit und Geld. Wie oft Anna Kortböyer im Durchschnitt an einem Kostüm sitzt, kann sie nicht pauschal sagen. Je nach Aufwand sitze sie meistens zwei bis vier Monate an einem Kostüm. Manchmal auch länger.
„Einmal habe ich einen Springtrap-Anzug aus dem Spiel ,Five Nights at Freddys‘ gemacht, da habe ich mir dann, weil es schnell gehen musste, zwei Wochen Urlaub genommen und saß dann von 7 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts an dem Kostüm“, erinnert sie sich.
Doch auch finanziell steckt sie viel in ihr Hobby. Schließlich müssen für die Kostüme Stoffe, Perücken und weitere Requisiten gekauft werden. „Also unter 400 Euro für ein Cosplay bleibe ich eigentlich nie“, sagt Anna Kortböyer nach kurzer Überlegung. Ihr teuerstes Cosplay war bislang eine maßangefertigte Rüstung für das Cosplay des Arminius aus der Serie „Die Barbaren“. Die hat sie 600 Euro gekostet.
„Man lernt, auf Menschen zuzugehen“
Doch neben den neuerworbenen handwerklichen Fähigkeiten hat ihr das Hobby auch für ihre persönliche Entwicklung geholfen. In ihrem Kostüm besucht sie nämlich spezielle Messen wie die Dutch Comic Con in den Niederlanden, wo sie sich mit Menschen trifft, die ihre Leidenschaft zum Cosplay teilen.
„Wenn man auf diesen Messen ist, lernt man neue Menschen kennen, tauscht sich aus oder macht Bilder zusammen. Mir hat das Hobby geholfen, auf andere Menschen zuzugehen, denn früher fand ich Menschen doof. Cosplay hat mir gezeigt, dass es ganz toll sein kann, neue Erfahrungen zu machen“, erklärt sie.
Neben dem Lob für ihre Arbeit erfährt sie auch eine große positive Rückmeldung aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. „Die meisten finden dieses Hobby sehr cool, vor allem meine Oma hat mich am Anfang sehr viel unterstützt und ist immer mit mir in den Stoffladen gefahren“, so Anna Kortböyer.
Das nächste Cosplay?
Und auch wenn sie gerade eine ereignisreiche Cosplayzeit mit sechs Messen an den letzten Wochenenden hatte, geht es für Anna Kortböyer direkt weiter an die Nähmaschine. Das nächste Cosplay ruft. „Wir planen für die nächste Messe ein Gruppencosplay zu machen. Deswegen wird mein nächstes Cosplay Dr. Drakken aus der Serie Kim Possible.“



Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. Juli 2024.