
© Vivien Gerick
Anders und doch wie immer: Erster Restaurant-Besuch nach dem Shutdown
Coronavirus
Der erste Restaurant-Besuch nach der Wiedereröffnung der Gastronomie ist in Zeiten von Corona mit vielen Regeln verbunden. Trotzdem vermittelt er Normalität. Ein Erfahrungsbericht.
Zweieinhalb Monate hing meine schicke schwarze Bluse im Schrank und hat darauf gewartet ausgeführt zu werden. Jetzt gibt es eine Gelegenheit dazu: ein Abendessen im Schlosshotel. Zum ersten Mal nach der coronabedingten Schließung der Cafés und Restaurants gehe ich auswärts essen.
Es ist halb sieben am Samstagabend. Mein Magen knurrt, begierig darauf, endlich wieder eine Mahlzeit aufzunehmen, die deutlich über meine Kochkünste hinaus geht. Bevor wir das Restaurant betreten, setzen wir den Mund-Nasen-Schutz auf. Eine Bewegung, die, wie ich finde, immer irgendwie vermittelt: Auf geht’s in den Kampf. Und doch ist sie mittlerweile schon so vertraut geworden.
Vor dem Hinsetzen: Hände desinfizieren
Direkt vor mir im Eingangsbereich: ein Desinfektionsspender, der darauf wartet, benutzt zu werden. In meiner Nase hängt noch der scharfe Geruch des Desinfektionsmittels, als uns Angelika Rathmer, Besitzerin des Schlosshotels, einen Tisch nahe des Eingangs zuweist.

Im Eingangsbereich muss jeder Gast zuerst die Hände desinfizieren. © Vivien Gerick
In dem Raum sind zwei weitere Tische besetzt, die anderen sind leer. Einige von ihnen bleiben es auch, damit der Mindestabstand zwischen den Gästen gewährleistet werden kann.
Gerade haben wir unseren Mund-Nasen-Schutz abgenommen und es uns auf den Stühlen bequem gemacht, da kommt schon ein Kellner lächelnd auf uns zu. Zumindest glaube ich, dass er lächelt – die Maske verdeckt seinen Mund. Er reicht uns eine einlaminierte Speisekarte, die so einfacher desinfiziert werden kann, und einen Zettel, auf dem wir unsere Daten eintragen müssen.
Einmal die Daten, bitte!
Darauf steht auch unsere Ankunftszeit, später wird noch vermerkt, wann wir das Schlosshotel verlassen. Die Daten werden für vier Wochen gespeichert, sodass wir kontaktiert werden können, sollte jemand, der sich im Restaurant aufhält, positiv auf Covid-19 getestet werden.

Vor dem Essen kommt die Pflicht: ein Bogen muss ausgefüllt werden. © Vivien Gerick
Was, wenn es wirklich so kommt? Wäre es vielleicht doch besser gewesen, das Essen abzuholen und zu Hause zu essen? Ich schiebe den Gedanken beiseite. Das Risiko, sich hier anzustecken, scheint mir doch sehr gering, nicht größer als beim Einkaufen. Und schließlich werden wir durch die neuen Regeln ja besonders geschützt.
Unentschlossen wie immer
Irgendwie angenehm, dass inmitten dieser ungewohnten Situation eines genau ist wie immer: Ich kann mich nicht entscheiden, was ich bestellen soll. Und das, obwohl die Auswahl an Gerichten auf der Speisekarte im Moment kleiner ist als sonst.
Während ich überlege, trinke ich ein Schluck von meinem Radler. So ein frisch gezapftes Getränk ist doch um einiges besser als das aus der Flasche zu Hause. Das Essen – ich habe mich letztendlich für Spargel und Schweinelendchen entschieden – ist, wie erwartet, sehr lecker.
Normalität in ungewöhnlichen Zeiten
Schnell vergesse ich, dass wir uns in einer Pandemie befinden. Essen gehen ist eine Besonderheit, gerade zurzeit, und doch vermittelt es einen Hauch von Normalität. Man kommt wieder raus, sieht andere Leute, und kann sich bedienen lassen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist höchstens, dass ich auch für den Gang zur Toilette meine Schutzmaske aufsetzen muss.

Für die Kellner gilt während der Arbeit: Mundschutzpflicht! © Madlen Gerick
Nachdem ein Paar das Restaurant verlassen hat, eilt der Kellner zu ihrem Platz, nimmt Tischdecke und Deko herunter, und desinfiziert die Oberfläche. Generell scheinen die Mitarbeiter im Moment mehr auf die Hygiene zu achten, trotzdem ist an der Handlung nichts ungewöhnliches. Schließlich werden auch sonst die Tische nach jedem Gast wieder hergerichtet.
Gut besucht am Wochenende
Das Paar ist gerade weg, als auch schon die nächsten Gäste kommen. „Unter der Woche lief es recht schlecht, aber mit Freitag und Samstag bin ich zufrieden“, erzählt Angelika Rathmer. Sie hofft, dass sich nächste Woche, wenn das Wetter gut werden soll, auch die Terrasse füllt.
Zumindest am Wochenende wollen sich im Moment offenbar viele Menschen mit einem Restaurant-Besuch verwöhnen. Ich kann es auf jeden Fall jedem empfehlen, wieder Essen zu gehen – für etwas mehr Normalität in diesen Zeiten.
Das Praktikum bei der Münsterland Zeitung hat mich für den Journalismus begeistert. Also ging es nach Dortmund, um Journalistik zu studieren. Wenn ich wieder in der Heimat bin, liebe ich es über Themen zu berichten, die die Menschen hier bewegen.
