
© Gerick
Ameisenlöwe und Sandlaufkäfer entdecken in der Wacholderheide Hörsteloe
„Zu Hause“-Serie
In unserer neuen Serie „Zu Hause in“ stellen wir Ihnen lohnende Ausflugsziele in der Region vor. Dieses Mal: Das Naturschutzgebiet Wacholderheide in Hörsteloe – mit seltenen Pflanzenarten.
Die Sonne scheint warm auf meinem Rücken, während ich über einen sandigen Weg, vorbei an der kleinen Schutzhütte, in das Naturschutzgebiet Wacholderheide Hörsteloe laufe. Ich sehe einen großen Baum in der Mitte, viele Sträucher am Rand der Fläche und den Boden voll Heide, die jetzt, Ende Juli, gerade anfängt, ihre lila Blüten zu zeigen.
Hin und wieder höre ich ein Auto auf der nahe gelegenen Straße vorbeifahren, aber je weiter ich in das Gebiet hineingehe, desto lauter höre ich es summen, zirpen und zwitschern.

Die Besenheide blüht von Ende Juli bis Anfang September. © Gerick
Ich bin allein und genieße den schönen Anblick der Wacholderheide - zumindest das, was ich als Laie sehen kann. Damit ich die Eigenheiten diese Naturschutzgebietes aber wirklich erkenne und verstehe, treffe ich mich mit Dr. Christoph Lünterbusch. Der Bio- und Chemielehrer ist Experte für die Wacholderheide. Seit 26 Jahren ist er für die Biologische Station Zwillbrock tätig und als stellvertretender Vorsitzender der KAB Ottenstein leitet er einmal im Jahr einen Aktionstag, um die Heide zu erhalten.
Die Wacholderheide ist eine nährstoffarme Fläche
Er erklärt mir, dass die Wacholderheide eine traditionelle Kulturlandschaft ist, deren oberste Humusschicht und Sträucher vor Einführung des Kunstdüngers als Einstreu im Stall und, vermischt mit dem Kot der Tiere, als Dünger auf dem Feld dienten. Die Humusschicht wurde also ständig „abgeplaggt“, was die Fläche sehr nährstoffarm hat werden lassen. Aber genau wegen dieser Nährstoffarmut sind viele seltene Pflanzenarten gewachsen.

Die Wacholderheide in Hörsteloe ist ein sehr nährstoffarmer Ort und ist deswegen ein optimaler Lebensraum für seltene Arten. © Gerick
Heute besteht das Naturschutzgebiet aus sieben kleinen verstreuten Teilflächen, die insgesamt 8,7 Hektar groß sind. Wir konzentrieren uns auf die Hauptfläche mit Infotafel und Schutzhütte, die von Ottenstein kommend in Richtung Alstätte auf der linken Seite liegt.
Insekten mögen den sandigen Boden
Zuerst zeigt mir Dr. Christoph Lünterbusch kleine Trichter im feinen Sand bei der Schutzhütte. Darunter leben Ameisenlöwen. Die Trichter bauen sie um Ameisen und andere Insekten zu fangen und dann zu fressen. Auch der Sandlaufkäfer lebt in der Wacholderheide. Im Gehen frisst er Fliegen, Spinnen und Heuschrecken. Für beide Insektenarten bietet die Wacholderheide optimale Lebensbedingungen, denn „solche offenen Sandflächen wie hier gibt es im Wald nicht“, erklärt Dr. Christoph Lünterbusch.

Wer genau hin sieht, kann hier den Ameisenlöwen erkennen. © Gerick
Ein Parasit auf der Heide
Der nährstoffarme und trockene Sandboden ist auch der Grund, warum hier Pflanzen wie das Mausohr-Habichtskraut oder das in NRW als gefährdet eingestufte Silbergras wachsen.
Seltenheiten wie die Quendel-Seide gibt es in der Wacholderheide ebenfalls. Mit seinem rötlichen Stängel windet sich der Parasit um die bis circa Ende August blühende Besenheide und saugt ihre Nährstoffe aus. „Das ist wirklich was ganz Besonderes hier“, freut sich Dr. Christoph Lünterbusch, der sich neben die Pflanze auf den Boden gekniet hat.

Die parasitische Quendel-Seide windet sich um die Besenheide. © Gerick
Wir gehen weiter durch die Heide, vorbei an anderen seltenen Arten wie der Englische Ginster und der Behaarte Ginster. Zum Schutz vor Kaninchen sind die Pflanzen an manchen Stellen eingezäunt.
Wacholdersträuche wachsen neu
An einem kleinen Wacholderstrauch halten wir an. Dr. Christoph Lünterbusch erklärt: „Das ist hier im Kreis Borken die einzige Fläche, auf die der Wacholder keimt.“ Woran das liegt, weiß man nicht genau. Sicherlich hilft aber die jährlich Pflege der Flächen durch Freiwillige.

An manchen Stellen inmitten der Besenheide keimt der Wacholder. © Gerick

Ältere Wacholdersträucher sind überall in dem Naturschutzgebiet zu finden. © Gerick
Denn damit die Wacholderheide erhalten bleibt, beteiligen sich Ottensteiner Vereine und Schüler der Irene-Sendler-Gesamtschule regelmäßig an Aktionen, um Gehölz von der Fläche zu entfernen. Zuletzt wurden 2015 Teile der Fläche abgeplaggt. „Wenn man hier nichts machen würde, hätten wir keine Wacholderheide mehr, sondern einen Eichen-Birkenwald“, sagt Dr. Christoph Lünterbusch. Und das wäre doch wirklich schade um einen so einzigartigen Ort.
Das Praktikum bei der Münsterland Zeitung hat mich für den Journalismus begeistert. Also ging es nach Dortmund, um Journalistik zu studieren. Wenn ich wieder in der Heimat bin, liebe ich es über Themen zu berichten, die die Menschen hier bewegen.
