Maden aus Alstätte Illucens bekommt zehn Millionen Euro Fördermittel für neuen Standort

Madenzüchter aus Alstätte: Millionenförderung für Ausbau von Illucens
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Rund zehn Millionen Euro Fördermittel sollen in das Unternehmen Illucens aus Alstätte fließen. Die Firma, hat sich auf die Zucht und Mast der Larven der Schwarzen Soldatenfliege spezialisiert. Seit 2019 produziert sie in den Hallen der ehemaligen Textilwerke Ahaus.

Der Knackpunkt: Die Larven werden automatisiert und in industriellem Maßstab produziert. Aus den getrockneten Larven wird Proteinmehl oder Insektenöl hergestellt. Beides wird für Tierfutter verwendet – und kann so zum Beispiel Fischmehl ersetzen.

Beide Produkte können aber auch für technische Anwendungen genutzt werden. Auf lange Sicht könnten durch die Maden auch Reststoffe wie Bio- oder Gastronmieabfälle entsorgt werden.

So weit sind die Genehmigungen aber noch nicht. Theoretisch wäre auch denkbar, das Proteinmehl für menschliche Lebensmittel zu nutzen. Biologisch wie technisch sei das ohne Probleme möglich. Auch da gebe es aber noch rechtliche Hürden, hatte das Unternehmen unserer Redaktion erklärt.

Jetzt erst einmal die Fördermittel: Damit will Gründer und Geschäftsführer Dirk Wessendorf einen neuen Standort aufbauen. „So können wir unseren Investitionskurs konsequent fortsetzen“, sagt er. „Wir sind wirklich überrascht, dass wir den Zuschlag bekommen haben“, ergänzt Bärbel Girardin, die bei Illucens für Patente und Kommunikation zuständig ist.

Das Unternehmen habe sich beim Förderaufruf Produktives NRW beworben. Ein Projekt des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Fonds für den gerechten Übergang (JTF).

Damit sollen neue Unternehmen in den ehemaligen Bergbau- und Industrieregionen im Rheinischen Revier und dem Ruhrgebiet angesiedelt werden.

Eine Schwarze Soldatenfliege sitzt auf einer Hand. Die Tiere sind ungefähr so groß wie Wespen und stammen aus Südamerika. Außerhalb der beheizten Hallen haben sie in Mitteleuropa keine Überlebenschancen.
Die Schwarze Soldatenfliege stammt ursprünglich aus Südamerika. Im hiesigen Klima hätte sie außerhalb der beheizten Hallen an der Enscheder Straße keine großen Überlebenschancen. © Stephan Rape

95 Millionen Euro EU-Mittel werden dafür gerade an sechs verschiedene Unternehmen ausgeschüttet. Illucens ist eines von ihnen. „Wir werden ungefähr zehn Millionen Euro bekommen“, sagt Bärbel Girardin, die immer noch ehrlich überwältigt wirkt. „Wir haben uns einfach gedacht, dass wir es mit einer Bewerbung probieren können“, sagt sie im Nachhinein. Mit dem Zuschlag gerechnet hätten sie aber nicht.

Mit seinem Konzept hat Illucens gerade erst die Jury beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis überzeugt: Ende 2024 wurde das Unternehmen mit dem renommierten Preis ausgezeichnet. Die Zucht und Mast der Larven der Schwarzen Soldatenfliege sei beispielhaft für nachhaltiges Wirtschaften, urteilte die Jury da.

Noch kein Lebensmittel

Mittlerweile sind damit 15 Mitarbeiter beschäftigt. Die Anlage ist so konzipiert, dass sie fast beliebig skalierbar ist und zu einem großen Teil durch einen einzigen Mitarbeiter gesteuert und bedient werden kann. In den Hallen an der Enscheder Straße in Alstätte sind aktuell insgesamt rund 24 Kilometer lange Kunststoffschächte aufgebaut, in denen die Maden wachsen.

Innerhalb von 15 Tagen sind sie schlachtreif. Abermillionen Tiere wachsen gleichzeitig. Mehrere Tausend Tonnen Schlachtmasse entstehen so pro Jahr.

Am Ende stehen ein Proteinpulver sowie Fett. Das wandert aktuell in die Heimtierfutterproduktion oder andere industrielle Nutzungen. Auch als Lebensmittel wäre das Pulver denkbar, ist als solches aber noch nicht zugelassen.

Zweiter Standort wird möglich

Nun also zeichnet sich der Schritt zu einem zweiten Standort ab. Dank der Fördermittel. Damit gibt es allerdings noch ein Problem: Illucens hat bisher noch kein passendes Grundstück gefunden. 3000 bis 5000 Quadratmeter müssten es sein – im Rheinischen Revier oder im nördlichen Ruhrgebiet.

Denn: Mit den Fördermitteln soll genau dort die Ansiedlung von innovativen Projekten unterstützt werden. „Ich habe schon alle Wirtschaftsförderer in der Region angeschrieben“, sagt Bärbel Girardin. Bisher ohne Erfolg. Aber der komme sicherlich noch. Einen Zeitrahmen mag sie deswegen auch noch nicht näher umreißen.