Wieder ein lauter Knall mitten in der Nacht in Alstätte. Wieder wurde ein Geldautomat gesprengt. Wieder sind die Täter unerkannt entkommen. Fast genau vier Wochen nach der letzten Sprengung im Ort.
Gegen 3.20 Uhr werden Anwohner durch einen lauten Knall in der Filiale der Volksbank Gronau-Ahaus aus dem Schlaf gerissen. Noch während sich der Rauch verzieht, beobachten sie die Szenerie und alarmieren die Polizei. Aus einiger Entfernung sehen sie drei Täter. Einer sitzt im Auto, zwei tragen im Schein von Taschenlampen mindestens eine große Tasche aus dem zerstörten Foyer der Filiale, verstauen sie im Wagen.
Seit dem Knall sind da erst wenige Augenblicke vergangen. Die unerkannten Männer flüchten schließlich in dem dunklen Kombi – möglicherweise ein Audi. Nähere Informationen gibt die Polizei im Kreis Borken am Dienstag noch nicht preis. Auf einem Video eines Zeugen ist deutlich der starke Motor des Fahrzeugs zu hören.
Am Nachmittag bestätigt Thorsten Ohm von der Pressestelle, dass die Täter Beute gemacht haben. Zur Höhe sagt er nichts. Intensive Fahndungs- und Ermittlungsarbeit habe bisher noch zu keinem Erfolg geführt.
Seit dem frühen Morgen läuft in dem Gebäude an der Haaksbergener Straße die Spurensicherung. Parallel beginnt die Volksbank Gronau-Ahaus mit den Aufräum- und Reparaturarbeiten.

Wie hoch der Schaden ist, wie lange die Reparaturen dauern und wann ein Geldautomat wieder in Betrieb gehen kann, bleibt am Dienstag noch offen. „Wir sind an Lieferzeiten der Automatenhersteller gebunden“, sagt Kristin Schepers
von der Unternehmenskommunikation der Volksbank Gronau-Ahaus.
Die Filiale soll so schnell wie möglich im Laufe der Woche wieder öffnen. Für Bargeld bittet sie die Kunden an die umliegenden Filialen der Bank auszuweichen. Das trifft auch die Kunden der Sparkasse Westmünsterland. Seit der Automatensprengung dort konnten sie die Automaten der Volksbank mitnutzen.
Tobias Kühn, Prokurist und Bereichsleiter Filialbank bei der Volksbank Gronau-Ahaus, mag am Dienstag noch nicht abschätzen, wie hoch der Schaden an dem Bankgebäude ist. Auch zum vorhandenen Sicherheitsstandard der Automaten schweigt er sich weitgehend aus. Nur so viel: Die Automaten seien auf dem aktuell höchsten Sicherheitsstandard gewesen. Auch der soll allerdings noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden.
Er ist nur froh, so Kühn, dass keine Menschen verletzt wurden: In dem Gebäude sind seit einiger Zeit Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.
In Alstätte haben die Explosion in der Nacht sowie die Ermittlungs- und Aufräumarbeiten am Vormittag für einiges Aufsehen gesorgt. Zigfach bremsen Autofahrer auf der Haaksbergener Straße am Vormittag scharf ab und beobachten, was sich vor und in der Filiale abspielt. Kopfschüttelnd gehen Passanten an den zerstörten Fenstern vorbei. Etliche ignorieren dabei auch das rot-weiße Absperrband der Polizei, weil sie aus nächster Nähe einen Blick in die Volksbank werfen wollen.
„Schlechtes Gefühl, keine Angst“
Ortsvorsteher Bernhard Hackfort (CDU) bringt es auf den Punkt: „Da haben ja eigentlich alle mit gerechnet“, sagt er. Es sei ja eigentlich nur eine Frage der Zeit gewesen, dass Alstätte erneut zum Ziel der Geldautomaten-Sprenger werde. „Bei der Grenznähe“, sagt er schulterzuckend. Das sei ja jetzt schon die achte Sprengung im Kreis Borken in diesem Jahr gewesen.

Zum Teil seien die Alstätter das ja noch von früher gewohnt: Damals seien es allerdings Banküberfälle und keine Sprengungen gewesen. „Natürlich bekommt man da ein schlechtes Gefühl“, sagt er. Dass sich die Menschen in Alstätte nun aber eingeschüchtert oder gar ängstlich fühlen würden, kann er sich nicht vorstellen.
Ob nun als Ortsvorsteher oder Ratsherr – politisch sei den Tätern natürlich nicht beizukommen – zumindest nicht auf kommunaler Ebene: „Das sind ja Fragen, die müssten zwischen den Ländern oder sogar auf EU-Ebene besprochen werden“, sagt er.

Am Mittag ist die kriminaltechnische Untersuchung der Filiale abgeschlossen. Auch ein Statiker habe das Gebäude abschließend untersucht und freigegeben. Die Reparaturen können beginnen.
Belastbare Hinweise zur Fluchtroute der Unbekannten oder ihrer Herkunft gebe es noch nicht. Die Polizei hofft auf weitere Hinweise oder Zeugen. Sie sollen sich direkt bei der Kriminalpolizei in Borken melden, Tel. 02861/9000.
Polizei sucht noch Hinweise
Für Fotos oder Videos weist die Polizei außerdem auf das Hinweisportal hin, in dem NRW-weit alle Hinweise zu gesprengten Geldautomaten gesammelt werden: Unter https://nrw.hinweisportal.de/ können Zeugen ihre Hinweise direkt online abgeben.
Die Sprengung in der Filiale der Volksbank reiht sich ein in eine Serie im Kreis Borken: Am 17. Februar wurde in Alstätte der Geldautomat der Sparkassenfiliale gesprengt. Am 15. März schlugen Kriminelle in Velen zu – ebenfalls an einem Automaten der Sparkasse.