Ahrtalhilfe Ahaus nach Einbruch vor dem Abgrund „Weiß nicht, wie es weitergehen soll“

Ahrtalhilfe vor dem Abgrund: „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“
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Michael Genn von der Ahrtalhilfe Ahaus steht vor einem Trümmerhaufen - und das nicht nur im übertragenen Sinne. Spenden, die der Ahauser mithilfe von anderen Ehrenamtlichen über Monate zusammengesammelt hat, liegen zerrissen und mit weißem Pulver bedeckt zu seinen Füßen. Die eingeschlagenen Fenster sind provisorisch mit Brettern verdeckt. Eine langfristige Lösung ist das aber nicht. „Ich weiß nicht, wie ich jetzt weitermachen soll“, gibt Michael Genn frustriert zu.

Sämtliche Gegenstände, die zur Spende ans Ahrtal gedacht waren, sind jetzt mit klebrigem, weißen Schaum bedeckt.
Sämtliche Gegenstände, die zur Spende ans Ahrtal gedacht waren, sind jetzt mit klebrigem, weißen Schaum bedeckt. © Luca Bramhoff

Einbruch durchs Fenster

Zum Hintergrund: Zwischen Dienstag und Mittwoch, 31. Juli sind Unbekannte in das Spendenlager der Ahrtalhilfe Ahaus eingebrochen. Nachdem sie dort sämtliche Räume verwüstet haben, bedeckten die Täter - vermutlich um ihre Spuren zu verwischen - sämtliche Räume mit Löschschaum aus Feuerlöschern.

Erst einen Tag vorher hatte die Redaktion über die Pläne berichtet, das Lager in Zukunft in ein Dorfgemeinschaftshaus zu verwandeln. „Das haben die Täter bestimmt gelesen und wussten, dass dort für gewöhnlich niemand vor Ort ist“, mutmaßt Michael Genn. „Auf jeden Fall war das keine spontane Aktion.“ Denn die Täter hatten Streichhölzer und Gummistiefel mitgebracht. Diese hatten sich nach Genns Angaben „garantiert nicht vorher im Haus“ befunden.

Die Motivation der Täter kann sich der Ahauser nicht erklären. Wertvolle Gegenstände, die sich schnell zu Geld machen ließen, hätten sich nämlich nicht in dem Lager befunden.

Ganz im Gegenteil: Alle Gegenstände sind gebraucht oder eher zweckgebunden, wie zum Beispiel Malblöcke für Grundschulkinder. „Wir haben eine ganze Ausstattung für eine Schule, der wir schon häufiger geholfen haben, dort verstaut“, ärgert sich Genn. „Das ist alles nass, zerfetzt oder verdreckt.“

Spenden unbrauchbar

„Das kann ich jetzt alles wegschmeißen“, erklärt Michael Genn. Vor allem der Schaum der Feuerlöscher mache viele Spenden unbrauchbar.

So hätten die Täter zwar manche Gegenstände kaum berührt, doch durch den klebrigen weißen Belag seien vor allem Textilien nicht mehr brauchbar. „Frag mich nicht, wie man auf sowas kommt“, sagt der Ahauser sichtlich erschüttert als er den weißen Belag von einer Box wischt.

Doch auch die Entsorgung der Spenden stelle sich nicht so einfach dar, wie man vielleicht denken mag. Dafür müsse Genn erst einen Container besorgen. „Das kostet ja auch wieder Geld“, betont der Ahauser. „Und das ganze Zeug allein in den Container zu schaffen, ist auch nicht gerade einfach.“ Daher hofft Michael Genn auf Menschen aus der Umgebung, die ihm helfen können. „Wer noch etwas haben will, kann es sich auch gerne abholen“, fügt er hinzu.

Kein Versicherungsschutz

Diese zusätzliche Arbeit hat dem ehrenamtlichen Helfer gerade noch gefehlt. „Ich habe sowieso schon alle Hände voll zu tun“, betont er. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“ Denn versichert ist die Ahrtalhilfe ebenfalls nicht. Und mit einer Aufklärung seitens der Polizei rechne der Ahauser auch nicht.

„Das ist alles ziemlich aussichtslos.“ Aktuell befinde Michael Genn sich in Absprache mit der Stadt Ahaus, um zu klären, ob von der Verwaltung geholfen werden könne.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. August 2024.