Eine Bereicherung und emotionale Angelegenheit zugleich: Seit sechs Jahren ermöglichen Andrea Hessel, Tanja Werner und Maria Fedder den Kindern bedürftiger Familien eine Bescherung an Heiligabend. So berücksichtigen sie die Wünsche von Kindern aus den Kreisen Borken, Coesfeld und Steinfurt. Und dieser ehrenamtliche Einsatz sorge nicht selten für „Gänsehaut-Momente“, wie die drei Ahauserinnen betonen.
Oft auch, weil die Wünsche so bescheiden seien. So äußern Familien nicht selten den Wunsch nach Lebensmitteln. „Etwas Warmes zu Essen und Süßigkeiten“, wünscht sich eine Mutter in der Facebookgruppe „Weihnachtswunscherfüller“. Diese Gruppe ist aus der Idee entstanden und war der Start vom Ganzen.
„Für uns ist ein Teller mit Süßigkeiten an Weihnachten selbstverständlich“, erklärt Maria Fedder, Mitorganisatorin der Wunscherfüllerinnen. Jedoch eben nicht für jeden. Dass solche Geschichten dann erst recht unter die Haut gehen, machen die drei Frauen deutlich.
Rührende Wünsche
Besonders bewegend fand Tanja den Brief eines alleinerziehenden Vaters. Dieser beschrieb seine aktuell schwierige Lebenssituation. Denn seine Frau sei Monate zuvor verstorben und hinterließ fünf Söhne zwischen zweieinhalb und acht Jahren. Die vier älteren Jungen wünschten sich Superheldenspielzeug, wie es für Jungen in dem Alter nicht unüblich ist.
Der Jüngste hatte jedoch eine besondere Bitte: Ihm war klar, wie viel sein Vater im Haushalt allein zu stemmen hatte. Aus diesem Grund bat er um einen kleinen Handstaubsauger, um seinen Vater unterstützen zu können.
Tanja Werner war selbst mal alleinerziehend und war damals dankbar für jede Hilfe, die sie kriegen konnte. Sie könne also verstehen, in welcher Lage sich der Vater befinde. „Da bin ich jetzt froh, selbst auch etwas zurückgeben zu können!“, meint die 49-Jährige.
Eine weitere rührende Geschichte erzählt Maria Fedder. Sie erwähnt ein junges Mädchen aus Steinfurt, dass sich im letzten Jahr eine Kuscheldecke wünschte. Für ihre Oma, die aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Sie schrieb außerdem in dem Wunschbrief, dass sie selbst nichts benötige. „Das mussten wir alle erstmal schlucken“, wird Fedder emotional. Das Mädchen habe dann trotzdem ein kleines Geschenk erhalten.
Andrea Hessel berichtet von einer „großherzigen Aktion“, wie sie beschreibt. Ein Kind wünschte sich ein gebrauchtes Mountainbike. Jedoch meldete sich lange niemand auf diesen Wunsch. Bis ein Spender mit einem nagelneuen Fahrrad vor Hessels Tür stand. Alle drei Frauen sind dankbar für sämtliche Unterstützung, die sie erhalten.
So fing alles an
Die Idee nahm 2017 erstmals Form an, nachdem Andrea Hessel jahrelang bei der Ahauser Nothilfe mitwirkte - genauer gesagt bei „Ahaus hilft Flutopfern“. Dadurch lernten sich die drei Frauen auch kennen.

Sie bekam eine Anfrage eines Kindes, das durch die Flutopfer-Aktion auf sie aufmerksam wurde, für ein Weihnachtsgeschenk. „Mir fiel dann der Name „Weihnachtswunscherfüller ein“, erklärt die 52-Jährige. Schließlich gründete sie die gleichnamige Facebookgruppe und brachte dadurch den letzten Stein ins Rollen. Jetzt beteiligen sich viele freiwillige Spender und sogar anonyme Einzelhandelsgeschäfte aus Ahaus an dieser Aktion.
Hauptsächlich für Kinder
Die Spendenaktion ist hauptsächlich für Kinder bis zum Alter von 16 Jahren gedacht. Es gebe jedoch auch Ausnahmen, beispielsweise „besondere“ Kinder. Die Rede ist hier von einem 18-jährigen jungen Mann mit Handicap. Dieser wünscht sich eine Jogginghose mit weiterem Hosenbund, da er sonst mit seinen Schienen nicht durchkommt. Solch ein Wunsch werde dann eben auch berücksichtigt.
Familien hätten allerdings auch schon versucht, einen persönlichen Wunsch als „Kinderwunsch“ abzutun. Maria Fedder nennt dabei ein konkretes Beispiel: Es geht um ein einjähriges Kind, das sich angeblich einen DM-Gutschein gewünscht hat. „Deshalb gibt es nur Gutscheine für Kinder, die mindestens 12 sind“, so Fedder.
Ablauf der Wunscherfüllung
In der Facebookgruppe können Familien ihre Wunschzettel per Privatnachricht an die drei Frauen schicken. Diese schauen sich jeden Wunsch genau an und prüfen, ob sie den Regeln der Wunschäußerungen gerecht werden. Diese sind folgende:
- Das Kind darf höchstens 16 Jahre alt sein (abgesehen von bereits erwähnten Ausnahmen)
- Der Wunsch darf den Preis von 40 Euro nicht übersteigen
- Jedes Kind darf einen Hauptwunsch und einen Ersatzwunsch äußern (Beispiel: Kind wünscht Schuhe, die ausverkauft sind und kann sich einen Gutschein wünschen)
- Die Aktion startet Mitte November, am 10. Dezember läuft die Frist für Wunschäußerungen ab
- Gutscheinwünsche von Kindern werden erst berücksichtigt, wenn diese mindestens 12 Jahre alt sind
Sofern die Wünsche alle in den Rahmen passen, posten die Frauen die Wunschzettel öffentlich in die Gruppe. Unter den Beiträgen können sich dann Spender melden, die bereit sind, diese Geschenke zu kaufen. „Spender kann es nie genug geben!“, sagt Andrea Hessel dazu.
Die Besorgungen bringen die Spender dann zu Andrea Hessel nach Hause, wo die ehrenamtlich tätigen Frauen sie in Geschenkpapier einpacken. Spender erhalten eine Dankeskarte und einen „Schutzengel“, den Maria Fedder selbst bastelt. Daraufhin informieren sie dann die jeweiligen Familien, dass sie ihre Geschenke auch abholen können.

„Früher haben wir die Geschenke auch mal verschickt oder sind selbst vorbeigefahren. Die Portokosten haben wir komplett selbst übernommen“, erzählt Tanja Werner. Das handhaben sie aus Kostengründen nun anders. Holen die Eltern die gespendeten Geschenke ab, erhalten sie außerdem von Fedder selbst gebastelten Schmuck, damit auch sie nicht leer ausgehen.
Versuch, allem gerecht zu werden
Die drei Frauen versuchen, möglichst jeden Wunsch zu erfüllen. Im vergangenen Jahr waren es rund 380 Wünsche. Nun sind bereits in den ersten sechs Tagen über 42 Wünsche geäußert worden. „Kein Jahr gab es einen Wunschzettel, der nicht erfüllt wurde“, ist Andrea Hessel stolz.