Ahauser Retro-Automaten im Test Sind die Kaugummis und Spielzeuge noch brauchbar?

Automaten im Test: Sind die Kaugummis und Spielzeuge noch brauchbar?
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In der Stadt sieht man sie an vielen Ecken. Automaten für Zigaretten und sogar für Kondome. Was neben ihnen fehlt, sind allerdings Kaugummiautomaten. Gehören sie in Ahaus schon der Vergangenheit an und sind nur noch im Retro-Museum zu bestaunen? Ich habe mich auf die Suche nach ihnen gemacht.

Doch wo fange ich an? Eine Google-Suche ist für mich die naheliegendste Option. Google weiß alles. Manchmal aber auch nicht. Denn unter den Schlagworten „Kaugummiautomat Ahaus“ spuckt die Suchmaschine keine brauchbaren Treffer aus.

Kondomautomat am Bahnhof

Meine nächste Überlegung ist der Bahnhof. Dort kommen viele Menschen vorbei. Sie warten auf ihre Züge und haben währenddessen bestimmt mal Lust auf ein leckeres Kaugummi. Tja, weit gefehlt. Gegenüber des Bahnsteiges lassen sich für vier Euro pro Packung nur Kondome aus einer Blechkiste ziehen. Das gleiche Bild auf der Bahnhofstraße. Nur, dass noch ein Zigarettenautomat daneben hängt.

Weiter geht die Suche. Zu meiner Überraschung werde ich fündig. Und zwar an der Plettenbergstraße. Unscheinbar hängt der kleine Kasten an einer verklinkerten Hausfassade gegenüber der Hausnummer drei. Für 20, bzw. 50 Cent lassen sich dort „Tennis Ball Gums“ (Kaugummis) und „Sticky Katapult Tiere“ (Spielzeuge) ziehen.

50 Cent kostet ein kleines Spielzeug am Kaugummiautomaten an der Plettenbergstraße in Ahaus.
50 Cent kostet ein kleines Spielzeug am Kaugummiautomaten an der Plettenbergstraße in Ahaus. © Julian Preuß

Ich werfe zunächst eine 50-Cent-Münze für das kleine Spielzeug ein und drehe den Hebel. Das Geld verschwindet. Wenige Augenblicke später kann ich eine durchsichtige Plastikkugel aus dem dreckigen Ausgabeschacht nehmen.

Automat ist rostig und verdreckt

Generell macht der Automat keinen modernen Eindruck. Er ist jedoch nicht so marode, wie der Kaugummiautomat an der Straße Beckers Brink am anderen Ende der Innenstadt. Trotzdem nagen Dreck und Rost an dem Gehäuse. Die Papierschilder im Inneren sind durch Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung bereits leicht vergilbt. Allerdings ist der Namen der Kaugummis und der Spielzeuge noch deutlich zu lesen. Genau wie der Name der Betreiberfirma aus Gronau: Helmut Veddeler Automatenaufstellung.

Der Kaugummiautomat an der Straße „Beckers Brink“ macht einen maroden und funktionsuntüchtigen Eindruck.
Der Kaugummiautomat an der Straße „Beckers Brink“ macht einen maroden und funktionsuntüchtigen Eindruck. © Julian Preuß

Google zufolge ist die Firma „vorübergehend geschlossen“. Telefonisch ist Helmut Veddeler am Freitagnachmittag jedoch erreichbar. Er erzählt: „Ich habe die Automaten im Mai abgegeben.“ Bis dahin habe er die Automaten jedoch noch aufgefüllt - in einem Acht-Wochen-Rhythmus. Ob dies nach Mai 2022 nochmal passiert ist, weiß er nicht.

Er habe bereits mehrere Hinweise erhalten, dass sein Name noch an den Automaten zu finden sei. Ändern könne Veddeler allerdings nicht mehr. „Ich habe keine Schlüssel mehr dafür.“

Kaugummiautomat funktioniert

Fehlt noch das Kaugummi aus dem Metallkasten. Ich werfe die 20-Cent-Münze ein und drehe erneut das Rädchen. Wieder klappert es und ich kann sogar zwei kleine Tennisball-Kaugummis in Plastikverpackungen entnehmen. Der schätzungsweise 20 bis 30 Jahre alte Automat funktioniert also noch.

Wieder zurück in der Redaktion geht es ans Auspacken. Mit etwas Druck lässt sich die Plastikkugel öffnen, die das Spielzeug beinhaltet. Ein gelbes Etwas aus Gummi fällt heraus. Ist es eine Maus? Ein Hamster? Genau kann ich das nicht mehr erkennen. Zu sehr ist das „Spicky Katapult Tier“ deformiert. Dementsprechend schwer lässt sich das Ding katapultieren. Brauchbar ist es damit nicht mehr.

Das Spielzeug aus dem Kaugummiautomaten ist deformiert und unbrauchbar.
Das Spielzeug aus dem Kaugummiautomaten ist deformiert und unbrauchbar. © Julian Preuß

Interessanter wird es allerdings beim Kaugummi in Form eines Tennisballs. Abermals öffne ich die Plastik-Kugel. Das Kaugummi ist trocken und hart. Anders als das zweite Exemplar, dass ich gezogen habe. Dies scheint klebrig und feucht zu sein. Probieren möchte ich es daher nicht. Ich werfe es weg.

Kaugummi schmeckt zitronig

Ich traue mich dennoch, das zuerst Geöffnete zu kauen - es könnte mittlerweile sieben Monate alt sein. Es schmeckt leicht zitronig, auch die Konsistenz ist so, wie man es von einem Kaugummi erwartet. Der Gedanke an den dreckigen und verrosteten Kasten sowie das andere klebrige Kaugummi lässt es mich doch wieder schnell ausspucken.

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