Heizungsbauer aus Ahaus zum Verbot von Öl- und Gasheizungen „Darauf ist niemand eingestellt“

Elskamp zum geplanten Heizungstausch: „Da ist niemand darauf eingestellt“
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Das Bundeskabinett hat umstrittene Pläne zum Tausch von Gas- und Ölheizungen beschlossen. Ab 2024 soll jede neu eingebaute Heizung mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden.

Stefan Elskamp betreibt in Ahaus-Wessum eine Handwerksfirma, die sich auf Sanitär-, Klima- und Heizsysteme spezialisiert hat. Der Experte sieht den raschen Zwang zur Umrüstung der Heizungen kritisch.

„Da ist ja niemand darauf eingestellt“, beschreibt er die Situation der Heizungsbauer in Deutschland. Schon jetzt fehlen dem Handwerk mehrere Zehntausende Installateure, die sich zudem ständig weiterbilden müssen, um die neuen Systeme einbauen zu können.

„Wir müssen mittlerweile IT-Kenntnisse haben“, erklärt er. Die neuen Wärmepumpen werden mit dem Internet verbunden und können im Haus über Smarthome-Module und sogar vom Handy aus gesteuert werden. Die Heizungsbauer müssen die komplexen digitalen Systeme planen und installieren.

Lange Lieferzeiten

Von der Planung über den Eingang von Förderbescheiden bis zum Liefertermin der Wärmepumpe vergeht eine lange Zeit. Schon jetzt müssen Kundinnen und Kunden mit 12 bis 18 Monaten rechnen, bis die Wärmepumpe geliefert wird.

Bis die Firma also die neue Heizung einbauen kann, müssen viele Schritte erfolgen, auf die die Heizungsbauer keinen Einfluss haben.

Ob es jedoch eine Wärmepumpe wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nicht zu jedem Haus passt eine Wärmepumpe, erklärt Elskamp. Große Gebäude wie Mehrfamilienhäuser oder öffentliche Gebäude können nicht unbedingt mit dieser Technik beheizt werden. „Wenn das Gas nicht mehr da ist, wer macht die Gebäude dann warm?“, fragt sich Elskamp.

Woher kommt der Strom?

Viel problematischer sieht er jedoch einen anderen Punkt. Die Absicht, auf neue und klimaschonende Systeme umzustellen, verstehe er, jedoch bleibt die Frage offen, mit welchem Strom die Wärmepumpen angetrieben werden sollen. Dem Nachhaltigkeitsgedanken würde man nur gerecht, wenn man auch auf grünen Strom umstelle.

„Man muss mit der Zeit gehen. Keine Frage“, sagt der Heizungsbauer und Geschäftsführer zu den Plänen der Regierung. Die Gesetze, die schon ab 2024 greifen, findet er jedoch zu kurzfristig. Im nächsten Jahr sollen zwar noch Reparaturen an Öl- und Gasheizungen möglich sein, jedoch gebe es schon jetzt Probleme, für alte Heizungen Ersatzteile zu bekommen.

„Ich würde nach dem Stand heute eine hybride Gasheizung in Kombination mit Solarenergie einbauen“, erklärt er eine mögliche Entscheidung, sofern das Haus dafür geeignet ist. Erst ab 2045 müssen die Systeme komplett durch erneuerbare Energien betrieben werden.

Wärmepumpe vor einem Haus
Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus. (Symbolbild) © dpa

Eine neue Gasheizung kostet circa 10.000 Euro und in Kombination mit einer thermischen Solaranalge circa 17.000 Euro. Für eine Wärmepumpe muss man schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Da liegt man bei 20.000 Euro bis 25.000 Euro.

Um einen Tausch komme man früher oder später nicht drumherum. Wer eine alte Gasheizung hat und über einen Umtausch nachdenkt, sollte einen Experten das System beurteilen lassen, erklärt Elskamp. Mehr als 20 Jahre halten die Heizungen heute meistens nicht. Egal, für welche Heizung man sich entscheidet.

Wasserstoff keine Alternative

Dass die Wärmepumpe das Ziel sein wird, streitet Elskamp nicht ab. Die alternative Überlegung, eine Anlage mit Wasserstoff zu betreiben, hält er zum jetzigen Zeitpunkt noch für Zukunftsmusik. Die Anlagen stehen noch gar nicht auf dem Markt zu Verfügung und befinden sich noch in Erprobungsphasen.

Demnach gibt es gerade nur die Wahl eines hybriden Systems oder einer Wärmepumpe. Jedoch können zum Beispiel Häuser in ländlichen Gegenden, die zuvor mit Öl geheizt haben, nicht einfach umgestellt werden. In jedem Fall muss eine Abwägung der Kosten und der Effizienz erfolgen, bevor man sich für eine Variante entscheidet, meint Stefan Elskamp.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 29. Mai 2023.