Die Scheiben sind mit Brotpapier verhängt. Draußen vor dem Haus an der Fuistingstraße sind an diesem Freitagmorgen die Gartenbauer und Pflasterer zu Gange. Drinnen stehen Tische und Stühle noch gestapelt. Die Theken und Öfen sind eingebaut. „Wir hatten mal den März für die Eröffnung angepeilt“, sagt Bäckermeister Thomas Rotert-Nienhaus und wischt mit dem Finger über die dunkle Theke.
Aber der Termin ist nicht zu halten. Verzögerungen auf der Baustelle. „Nichts wildes, aber hier und da Kleinigkeiten“, sagt der Nachfolger von Manfred Verweyen. Nach dem jahrelangen Vorlauf für den Neubau zwischen Aldi-Markt, Sparkasse und Tankstelle komme es auf die paar Wochen jetzt aber auch nicht mehr an.

Er stürzt sich gerade mit voller Wucht in die Endphase vor der Eröffnung. Noch möchte sich Thomas Rotert-Nienhaus nicht zu sehr in die Karten blicken lassen. Das hatten wohl einige Kollegen, die ihre Filialen ein paar hundert Meter weiter an der Fuistingstraße haben, während der Bauphase versucht.
„Deswegen haben wir jetzt erstmal alles abgeklebt“, erklärt Thomas Rotert-Nienhaus und schmunzelt. So viel sei verraten: Wer die große Filiale an der Stadtlohner Straße in Wüllen kennt, wird sich auch in der neuen Filiale schnell zurecht finden. „Es soll wohnlich sein“, erklärt der Bäckermeister das Konzept.
Autoschalter wartet auf Kunden
Besonderheit an der Fuistingstraße: der Autoschalter. An dem können Kunden zukünftig direkt aus dem Auto heraus Brot, Brötchen oder Gebäck bestellen und mitnehmen. Genau genommen ist es nur ein Schiebefenster. Eine eigene Auslage oder aufwendige Werbemittel soll es da nicht geben. „Mal sehen, ob es funktioniert“, sagt Thomas Rotert-Nienhaus.
Auch beim Blick durch die neue Filiale wird schnell klar, dass ein Schwerpunkt auf Gästen liegt, die vor Ort etwas bestellen wollen. Der reine Brot- und Gebäckverkauf ist natürlich auch wichtig, er reicht aber schon lange nicht mehr für den auskömmlichen Betrieb.
Unrentable Filiale geschlossen
Das zeigt ein Blick ins Scharfland: Dort hat das Unternehmen im vergangenen Herbst eine deutlich kleinere Filiale geschlossen: Im Oktober war für die kleine Verkaufsfiliale im Scharfland Schluss. „Der Pachtvertrag wäre ohnehin zum Jahresende ausgelaufen“, sagt Thomas Rotert-Nienhaus. Und natürlich müsse er mit spitzem Stift rechnen: „Die Filiale war einfach unrentabel“, sagt er. Keine Sitzplätze, reiner Verkauf – das funktioniere nicht mehr. „Von zehn verkauften Brötchen in der Stunde kann kein Bäcker mehr leben“, erklärt er. Und quasi zeitgleich sei ja in Wüllen die große, neue Filiale in Betrieb gegangen. „Da brauchten wir alles an Personal, was wir kriegen konnten“, erklärt er.
An diesem Punkt wird es auch für die jetzt entstehende Filiale an der Fuistingstraße noch einmal spannend. Zweieinhalb bis drei Mitarbeiter sollen dort arbeiten, um den Betrieb zu stemmen. „Wir arbeiten daran“, erklärt der Bäckermeister. Noch bleibt eine Menge zu tun. Und dann? Was ist als nächstes geplant? „Dann verdienen wir erst einmal Geld“, sagt er lachend. Neue Sanierungen, Eröffnungen oder Umbauten sind dann erst einmal nicht geplant.

Kein Wunder: Die Investition an der Fuistingstraße muss sich erst einmal amortisieren. Rund 400.000 Euro hat das Unternehmen in die Ausstattung der angemieteten rund 210 Quadratmeter großen Räume gesteckt. Natürlich ein Wagnis. Denn die Investition steckt vor allem in Einrichtung und Ladenbau. Praktisch unverkäuflich. Doch Thomas Rotert-Nienhaus ist sich sicher, dass das Konzept funktioniert.
Am 8. April will der Bäcker bei einem Fest mit Angestellten und Handwerkern feiern. Am 9. April sind dann die Türen schon einmal offen. Am 10. April ist die offizielle Eröffnung geplant.