Werner Hansch (r.) und Ingo Anderbrügge waren am Mittwoch zu Gast in Ahaus. Der Besuch mit launigem Gespräch beim Mittagessen hatte einen ernsten Hintergrund. Nach zehn Jahren Spielsucht fehlt Werner Hansch das Geld, um einen Leihwagen zu mieten, während sein Auto in der Werkstatt ist. Ein Ahauser Autohaus hilft aus.

© Stephan Rape

Ahauser Autohaus hilft Reporterlegende Werner Hansch (83) aus der Klemme

rnNach Spielsucht

Die Stimme von Werner Hansch kennt jeder. Sein Schicksal ist längst nicht so bekannt: Zehn Jahre war die Fußballreporter-Legende spielsüchtig. Ein Ahauser Unternehmen hilft ihm jetzt ein Stück.

Ahaus

, 25.12.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Werner Hansch in Ahaus: Am einem Mittwoch im Februar besuchte die Sportreporter-Legende zusammen mit Fußballurgestein Ingo Anderbrügge die Stadt. Doch trotz des strahlend-blauen Himmels hat der Besuch einen ernsten Hintergrund: Nach seiner Spielsucht steckt Werner Hansch weiter in finanziellen Problemen.

Zehn Jahre lang war er spielsüchtig. Hat Vermögen, Haus und Beziehung in Wettbüros verzockt. 2020 wagte er den Schritt in die Öffentlichkeit. Im TV-Format „Big Brother“ outete er sich als Spielsüchtiger. Daran hatte er überhaupt nur teilgenommen, um seine Schulden zu bezahlen.

Ahauser Autohaus hilft mit Leihwagen aus der Klemme

Im Februar war sein Auto wegen eines Unfalls fahruntüchtig. Für einen Ersatzwagen fehlte das Geld. Der Bekanntenkreis von Werner Hansch sprang ein: Über den Stadtlohner Heinz Schlüter bekam er Kontakt zum Autohaus Knubel in Ahaus.

Fußballreporter-Legende Werner Hansch (2.v.l.) bekommt Hilfe aus Ahaus: Über zehn Jahre war der heute 83-Jährige spielsüchtig. Aktuell fehlt ihm das Geld für einen Leihwagen. Das Autohaus Knubel um Betriebsleiter Ulrich Orthaus (vorne r.) hilft aus. Den Kontakt hatte der Stadtlohner Heinz Schlüter (l.) hergestellt.

Fußballreporter-Legende Werner Hansch (2.v.l.) bekommt Hilfe aus Ahaus: Über zehn Jahre war der heute 83-Jährige spielsüchtig. Aktuell fehlt ihm das Geld für einen Leihwagen. Das Autohaus Knubel um Betriebsleiter Ulrich Orthaus (vorne r.) hilft aus. Den Kontakt hatte der Stadtlohner Heinz Schlüter (l.) hergestellt. © Stephan Rape

„Und wir haben gerne geholfen“, sagt Ulrich Orthaus, Betriebsleiter bei Knubel in Ahaus und Stadtlohn: Fünf Wochen stellte das Autohaus einen Wagen zur Verfügung.

Am Mittwoch dreht sich alles um Fußballanekdoten

Die Spielsucht ist an diesem Mittwoch nur am Rand ein Thema. Das Gespräch im Autohaus und beim Essen im Schlosshotel dreht sich vor allem um Anekdoten: Um Werner Hanschs ersten Kommentar eines Fußballspiels beim FC Schalke am 24. Februar 1973: Hansch, bis dahin Kommentator auf der benachbarten Trabrennbahn, begrüßt damals die Zuschauer auf der Glück-Auf-Kampfbahn förmlich und ruft die Spieler in der Reihe ihrer „Startnummern“ auf dem Rücken auf.

Oder jenes Spiel am 4. November 1978: Werner Hansch kommentiert zum ersten Mal live im Radio. Zweite Liga, Preußen Münster gegen Bayer Leverkusen: „Es fällt kein Tor, dafür gab es vier Rote Karten und ständig Rudelbildung“, erzählt der 83-Jährige. Und redet sich, wie damals in der Kommentatoren-Kabine wie in einen Rausch. Die Augen leuchten, er gestikuliert, mit lauter Stimme erzählt er aus der Fußballgeschichte.

Engagement als Botschafter gegen Spielsucht

„Sie merken ja, ich blühe richtig auf“, sagt er. Auf Nachfrage wird er ernst: Er fühle sich zurück aus der Hölle. Das ist der Titel seines Buches „Einmal Hölle und zurück“.

Hermann Beckfeld, ehemaliger Chefredakteur unserer Redaktion, schildert darin Werner Hanschs Spielsucht. Von den ersten 20 Euro, die er in einem Wettstudio auf ein Pferd setzte, bis zur Gegenwart. Heute engagiert sich Werner Hansch gegen Spielsucht, ist Botschafter des bundesweiten Fachverbandes Glücksspielsucht.

„Ich komme nicht mit moralisch erhobenem Zeigefinger“, sagt er. Das helfe nicht. Aber gerade wenn er mit jungen Menschen oder Sportlern spreche, weist er auf die roten Linien hin.

„Haben Sie noch Selbstkontrolle, spielen Sie schon regelmäßig, sind Sie in den Online-Wettbörsen registriert?“, stellt er zusammen. Eindringlich warnt er davor, in die Spielsucht abzurutschen. Die Grenzen seien fließend. Und die Rückkehr aus der Spielhölle ein steiler und steiniger Weg.