Der Himmel verdunkelt sich langsam und Stefan Guder hält den Atem an. Fast ein Jahr hat er auf diesen magischen Moment hingefiebert. Gemeinsam mit seinem Freund Dirk Orth reist er im August 2017 in die USA, um eine totale Sonnenfinsternis zu erleben – ein Spektakel, das man „einfach mal gesehen haben muss“, so der Ahauser. „Es war Wahnsinn.“
Diesen Moment wird er wohl nie vergessen: Stefan Guder spürt, wie sich die Atmosphäre um sie herum veränderte. Selbst als die Sonne halb verdeckt ist, sei es um sie herum kaum dunkler geworden – aber die Farben seien langsam verblasst. Die Vögel seien verstummt. Für Stefan Guder fühlt es sich an, wie mitten in der Nacht. Dabei war es gerade einmal 10 Uhr morgens.
Der sogenannte „Diamond Ring“ hat ihn besonders fasziniert – der Moment „wenn das erste Sonnenlicht wieder anfängt durch die Berge und Kraterränder am Mond zu scheinen.“ Der Ahauser erzählt: „Das sieht wirklich aus wie ein Diamantenring.“


Doch zurück auf Anfang: Wie kam der 42-Jährige zu seiner Leidenschaft für Astronomie? „Das fing schon in der Schulzeit an“, erzählt er. Ein Schulfreund habe ein Teleskop gekauft. Zusammen warfen sie einen Blick in die Sterne. Die genaue Ausrichtung des Teleskops war aber schwieriger als gedacht, erzählt er.
Doch mit ein bisschen Übung war der Frust schnell vergessen und schlug in Begeisterung um. „Wir haben den Mond, Jupiter und Saturn gesehen“, erinnert sich Stefan Guder. Es dauerte nicht lange, da baute er die alte Spiegelreflexkamera an das Teleskop seines Freundes.
So entdeckt er die Astrofotografie für sich. An sein erstes Foto aus dem Weltraum erinnert er sich noch ganz genau. Das Foto zeigt den Orionnebel. „Der ist mit bloßem Auge sichtbar und sehr einfach zu fotografieren“, weiß Stefan Guder. Trotzdem wird er den Moment, als er das Foto sah, wohl nie vergessen: „Es war Wahnsinn, das Bild zu sehen.“
Von da an hat es ihn gepackt. 2008 war der Ahauser stolzer Besitzer seines ersten eigenen Teleskops. Dazu kaufte er eine eigene Spiegelreflexkamera. Doch den Blick ins All konnte er zunächst vergessen. „Das Wetter war einfach zu schlecht“, erinnert er sich. Stattdessen entdeckte der Hobbyastronom in dieser Zeit die klassische Fotografie für sich. „Wenn ich irgendwo hingehe, habe ich eigentlich immer die Kamera dabei.“
An der Astrofotografie fasziniert ihn vor allem, wie groß und weit entfernt die Objekte im Himmel sind, erzählt er. „Und, wie viel es dort oben zu entdecken gibt.“ Der Ahauser erklärt: „Man sieht die Dinge nicht so, wie sie jetzt sind. Sondern ihr Licht hat sich bereits vor Millionen von Jahren auf den Weg zu uns gemacht.“
Neben seiner USA-Reise gehört der starke geomagnetische Sturm im März 2015 zu seinen Highlights. Dieser führte zu sichtbaren Polarlichtern im Münsterland. Dafür machten er und seine Frau sich frühmorgens auf den Weg zum Coesfelder Berg. „Man sah nur einen grauen Schleier“, erinnert er sich.
„Aber auf der Kamera war es ein buntes Farbenspiel.“ Auch die Polarlichter im Münsterland im vergangenen Jahr hat er fotografiert. „Die konnte man sogar mit bloßem Auge farbig sehen.“
Nächstes Ziel: Spanien
Als Softwaretester macht er sich seine Programmierkenntnisse für sein Hobby zu Nutze. Er baue gerade einen kleinen „Astrocomputer“. Dort könne er Befehle eingeben: Wohin soll das Teleskop fahren, wie viele Bilder und mit welcher Belichtung sollen sie aufgenommen werden. Ausrichten, Fotografieren, Nachführen soll dann per Knopfdruck funktionieren. So will er sich zukünftig mehr aufs Beobachten statt auf das Fotografieren konzentrieren.
Der nächste Trip ist schon geplant. Es geht nach Spanien, um am 12. August 2026 eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten und zu fotografieren.


