Den Investoren, die im Alstätter Brook einen riesigen Druckluftspeicher bauen wollen, weht jetzt auch aus der Ahauser Politik massiver Gegenwind entgegen. Das Unternehmen Corre Energy plant in vier Kavernen der Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen Druckluft einzuspeichern, um damit Strom zu produzieren.
Bernhard Hackfort, CDU-Ratsherr und Alstätter Ortsvorsteher, machte seinem Ärger in der Ratssitzung am Donnerstagabend (14. November) Luft: „Die lügen uns an“, sagte er über das Unternehmen Corre Energy, das die Pläne vorgestellt hatte.

Weder gegenüber der Ahauser Politik noch bei Informationsveranstaltungen in Alstätte noch in stundenlangen, persönlichen Gesprächen hätte das Unternehmen offen und ehrlich auf konkrete Fragen geantwortet. „Die sollen ruhig wissen, dass wir dagegen sind“, machte er weiter deutlich.
CDU und Grüne hatten gemeinsam beantragt, für das kommende Haushaltsjahr einen entsprechenden Haushaltsansatz einzuplanen: Damit soll eine mögliche rechtliche oder gutachterliche Begleitung vereinfacht werden. Der Kreis Borken geht bereits ähnlich vor.
Industrieanlage im Naturschutz
Bernhard Hackfort weiter: Mitten im Alstätter Brook so eine Anlage zu bauen, sei ein Unding: „Das ist ein Hochmoor, mit einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt“, erklärte er. Gerade erst werde eine große Menge Geld investiert, um das Moor wieder zu vernässen. „Und die wollen da 17 bis 20 Hektar Fläche zubauen und 52 Meter hohe Schornsteine hochziehen“, erklärte er wütend.
Und eine lange Reihe von Fragen bleibe immer noch offen: Es gebe keine Aussagen zu Auswirkungen. Niemand wisse, welche Erdbewegungen sich entwickeln könnten. Oder was es bedeutet, horizontal unter dem Venn durchzubohren. „Es gibt keine verlässlichen Daten zum Wirkungsgrad. Nichts zur Erschließung, nicht zu dem benötigten Gasanschluss“, sagte Bernhard Hackfort.

Auch Dietmar Eisele (Grüne) sprach von einer nichts-sagenden Infoveranstaltung im Gasthaus Gerwing-Wulf. „Wir werden dieses Vorhaben eben nicht wohlwollend begleiten. Wir wollen das hier nicht!“, machte er deutlich. Der Antrag sei dafür gedacht, für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Klaus Lambers (SPD) war dieser Schritt trotzdem noch zu früh. „Wir können den Argumenten folgen und wollen das auch nicht“, sagte er. Seine Fraktion wolle aber noch abwarten, bis sich die zuständige Bezirksregierung dazu äußert. „Aktuell bewegen wir uns in luftleerem Raum und haben nichts in der Hand, wogegen wir uns wehren könnten“, sagte er.
„Wir brauchen kein Konzept“
Ludwig Niestegge (UWG) ging noch einen Schritt weiter: „Wir wissen einfach noch zu wenig“, sagte er. Zunächst wolle er abwarten, was die Bezirksregierungen zu den Ideen sagen. Erst dann wolle er sich gegen mögliche Pläne stellen. Sonst sende die Stadt ein völlig falsches Signal. Für mögliche Investoren hieße das nur eins: „Wir wissen nicht, was du vorhast, sind aber dagegen“, fasste er es zusammen. Für mögliche rechtliche Schritte bekomme man auch später noch die Mittel zusammen.
Christian Rudde (CDU) setzte nach: Wenn ein Landwirt im Außenbereich eine Hundehütte bauen wolle, müsse er zig Genehmigungen beantragen. „Und die wollen 20 Hektar Acker mitten im Venn zubauen“, sagte er. Auf gar keinen Fall wolle er das zulassen. „Dafür brauchen wir auch kein Konzept. Das ist überhaupt keine Frage“, schimpfte er.
Dr. Michael Räckers, CDU-Fraktionsvorsitzender, lenkte den Blick zurück auf den Beschlussvorschlag: Es gehe nicht darum, jetzt Anwälte oder Gutachter zu beauftragen. „Wir machen uns nur dafür bereit, handlungsfähig zu sein“, sagte er. Er halte es für sehr geboten, gerüstet zu sein. Als Signal, dass man die Anlage dort nicht wolle. Auch sei dieser Antrag quasi wortgleich zu dem, was im Kreis Borken beschlossen wurde. „Und wir sind uns ja einig, dass wir uns wehren wollen“, sagte er. Keine Gegenrede.
Auch Bürgermeisterin Karola Voß machte deutlich, dass es noch sehr früh sei, um sich so deutlich zu positionieren. Für den Technischen Beigeordneten Thomas Hammwöhner handelte es sich eher um ein politisches Signal.
Eines, das der Rat aber schließlich doch noch sehr deutlich sendete: Gegen die Stimmen von Ludwig Niestegge sowie der SPD-Fraktion und bei einer Enthaltung stimmte der Rat für den Antrag.
Belastbare Unterlagen oder gar komplette Antragsunterlagen für das riesige Vorhaben gibt es noch nicht. Der Erste Beigeordnete Manuel Benning verdeutlichte im Rat die komplizierten Verfahren, die noch anstehen: Die Nutzung der Kavernen unterliegen Bergrecht. Dafür ist ein Genehmigungsverfahren nötig.
Genau wie für den Schutz vor Emissionen. Für diese beiden Verfahren sind unterschiedliche Abteilungen der Bezirksregierung Arnsberg zuständig. Für die Genehmigungen der großen Leitungen, die für das Projekt notwendig sind, ist die Bezirksregierung in Münster verantwortlich. Noch sei keines der Verfahren angestoßen. Corre Energy hatte immer wieder bekräftigt, dass der Druckluftspeicher schon 2030 in Betrieb gehen soll.