Was geschah in der Overbergstraße? Mordkommission aus Münster ermittelt

Was geschah in der Overbergstraße? Mordkommission aus Münster ermittelt
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Ein 29-jähriger Verletzter liegt am Morgen des 3. September auf der Overbergstraße. Der Mann blutet, kommt schließlich mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Ein heftiger Streit soll dem vorausgegangen sein. Gerüchte darüber verbreiten sich schnell.

Die Polizei im Kreis Borken berichtet über diesen Fall nicht. Die Antwort auf eine erste Anfrage unserer Redaktion an die Pressestelle der Polizei im Kreis Borken unmittelbar nach der Tat, klingt erst einmal nach unaufgeregtem Polizeialltag: Ja, dort habe es eine Auseinandersetzung zwischen zwei Bekannten gegeben, das Opfer kam mit Verletzungen ins Krankenhaus, ermittelt werde wegen Körperverletzung, Geschädigter wie Tatverdächtiger sind namentlich bekannt. Die weiteren Ermittlungen laufen.

Die Polizei
Eine Mordkommission der Polizei aus Münster hat die Ermittlungen übernommen. (Symbolbild) © dpa

Von einer Berichterstattung sieht unsere Redaktion an dem Punkt erst einmal ab. Wie in zahllosen ähnlich gearteten Streitigkeiten, Schlägereien oder anderen Formen von Körperverletzungen auf Festen, in Nachbarschaften, in Lokalen oder einfach auf der Straße, bei denen alle Beteiligten bekannt sind und von der Polizei beispielsweise nicht nach Zeugen gesucht wird. Viele solcher Taten kommen erst an die Öffentlichkeit, wenn Mitglieder unserer Redaktion eher zufällig über den zugehörigen Prozess vor dem Amtsgericht berichten.

Doch die Gerüchte nach dem Tag in Ahaus ebben kaum ab. Immer wieder ist von einer Messerstecherei die Rede. Von einer wilden Verfolgungsjagd. Von zig Polizeibeamten, die vor Ort einen Mann überwältigt haben sollen. Ängstliche Fragen nach möglichem Extremismus oder einem Anschlag machen die Runde.

Kripo in Münster übernimmt

Die erneute Nachfrage in dieser Woche bei der Polizei im Kreis Borken bringt zunächst eine Überraschung: Die Kriminalpolizei aus Münster hat den Fall übernommen. Dort ermittelt eine Mordkommission.

Jan Schabacker, Pressesprecher der Polizei Münster, versucht, zehn Tage nach der Tat Licht ins Dunkel zu bringen und Gerüchten das Wasser abzugraben, ohne die weiteren Ermittlungen zu gefährden. Denn die laufen noch.

Er bestätigt, dass es am Morgen des Dienstags (3. September) in der Overbergstraße in Ahaus eine Auseinandersetzung zwischen einem 25-jährigen und einem 29-jährigen Mann gegeben habe. Der 29-jährige, das spätere Opfer, wohnt in Ahaus. Der 25-Jährige nicht. Beide Personen sind einander bekannt. Zumindest gehen die Beamten nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen davon aus. In dem Streit soll es um Schulden und deren Zahlung gegangen sein. Wie Jan Schabacker erklärt, wurde das Opfer mit einem scharfen Gegenstand verletzt. Der Mann kommt später per Rettungswagen ins Krankenhaus. Mehrere Streifenwagen der Polizei sind vor Ort im Einsatz.

Der Tatverdächtige sei in einem dunklen Fahrzeug vom Tatort geflüchtet. In dem Wagen soll eine weitere Person gesessen haben. Dieser Mann ist auch am 13. September weiter flüchtig, der Polizei aber namentlich bekannt.

Tatvorwurf: Versuchter Totschlag

Warum überhaupt die Polizei aus Münster ermittelt? Weil dort in der Zwischenzeit eine Mordkommission eingesetzt wurde. „Wegen der Gesamtumstände der Tat und wegen der Art der Verletzungen wurde eine Mordkommission mit dem Fall betraut“, sagt Jan Schabacker. Und ergänzt dann schnell: „Vorsorglich.“

Einen extremistischen Hintergrund schließt er kategorisch aus. Er betont, dass es sich um eine persönliche Streitigkeit zwischen den beiden Männern gehandelt habe. Die Fahndung nach dem Tatverdächtigen läuft. Details dazu nennt Jan Schabacker nicht. Um den Erfolg nicht zu gefährden.

Auch der Tatvorwurf – zwischenzeitlich war von gefährlicher Körperverletzung die Rede – klingt jetzt anders. Die Polizei ermittelt wegen versuchtem Totschlag.