Ein tonnenschwerer Brückenschlag von Ahaus nach Dortmund: Eine 160 Meter lange Brücke soll dort bald zwei Teile der Internationalen Gartenschau 2027 verbinden. Die Stahlbrücke kommt aus Ahaus. Eins von sieben Elementen ist schon an seinem Platz.
„Das ist schon eine sehr außergewöhnliche Nummer“, sagt Josef Terhalle. In der Erklärung des geschäftsführenden Gesellschafters der Terhalle-Gruppe schwingt eine große Spur Stolz mit. Aber Terhalle und Stahlbau? Schließlich ist der Betrieb in Ottenstein doch eigentlich für Holzbau bekannt. Doch seit 2018 ist das kein Widerspruch mehr. Damals kaufte Terhalle das Unternehmen MWM auf, mit 13 Mitarbeitern.

Und seither ging es mit diesem Unternehmenszweig steil bergauf: 75 Mitarbeiter zählt MWM inzwischen. An zwei Standorten: Auf rund 3000 Quadratmetern Fertigungsfläche im Industriepark A 31 Legden Ahaus und auf 4000 Quadratmetern in einer angemieteten Halle mitten in Ahaus. „Dort konzentrieren wir unseren Brückenbau“, erklärt Lars van Dijk, Geschäftsführer bei MWM – Metalltechnik Westmünsterland.

Und dort wurde auch der erste Teil der Brücke für Dortmund gebaut: Das Teil selbst sei eher Standard, erklärt der Geschäftsführer. Das 36 Meter lange und rund 31 Tonnen schwere Stahlbauteil wurde in Ahaus gefertigt und mit speziellen Lastwagen nach Dortmund transportiert. Am Samstag (4. Januar) wurde es von einem großen Kran an seinen Platz gehoben.
Schwerlastkran hebt Brücke
Ein riesiger Schwerlastkran hat das Brückenelement am Samstagvormittag auf seinen Platz gehievt. Ein mit Spannung erwarteter Moment. 30 bis 40 Tonnen schwere Segmente seien für MWM im Brückenbau nichts Außergewöhnliches. „Aber jetzt liefern wir das gleiche Teil ja noch sechs Mal“, sagt Lars van Dijk. Drei Elemente werden links, drei andere rechts des jetzt installierten Brückenteils eingebaut.
Insgesamt soll die Brücke zwischen den Dortmunder Stadtteilen Huckarde und Deusen einmal 160 Meter lang werden. Und in rund elf Metern Höhe verlaufen. Unter dem Projektnamen „Haldensprung“ gehört sie zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027. Sie verbindet dann für Fußgänger und Radfahrer den Kokereipark auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hansa mit der Halde Deusenberg, zwei Teile des sogenannten Zukunftsgartens.
Brücke über ICE-Trasse
Besondere Schwierigkeit: Zwischen diesen Flächen läuft eine stark befahrene Bahnlinie und ICE-Trasse. Deswegen musste auch zuerst das zentrale Teil in der Mitte gebaut werden. Weil die Strecke jetzt im Januar sowieso für zehn Tage gesperrt ist und dort Sanierungen an den Gleisen laufen. Die einzige Sperrzeit im ganzen Jahr. Ohne die Sperrung seien die Arbeiten an diesem Brückenabschnitt viel zu gefährlich. Lediglich die anderen Elemente ließen sich ohne Sperrung der Gleise einbauen.
„Entsprechend groß war der Termindruck“, sagt Lars van Dijk. Für das Ahauser Unternehmen ein echter Kraftakt. „Den wir nur mit viel Engagement der Mitarbeiter hinbekommen haben“, lobt er weiter. Inklusive Drei-Schicht-Betrieb. „Bisher läuft es wirklich sehr gut“, freut er sich. Der Zeitplan bleibt eng getaktet. Denn auch wenn die IGA erst im April 2027 eröffnet wird, müssen die groben Bauarbeiten schon Anfang 2026 fertig sein. Sonst bliebe nicht genug Zeit für den Gartenbau.
Besuchermagnet für Dortmund
Die IGA soll von April bis Oktober 2027 rund 900.000 Besucher nach Dortmund locken. Allein für das Brückenbauwerk veranschlagen die Planer mittlerweile rund 13,6 Millionen Euro. Im vergangenen November hatten die Organisatoren der IGA einräumen müssen, dass die Gesamtkosten des Projekts bei rund 36 Millionen Euro liegen. 21,4 Millionen Euro fließen als Fördermittel in den städtischen Haushalt von Dortmund, 14,6 Millionen Euro trägt die Stadt. Die Brücke aus Ahaus soll auch nach der IGA erhalten bleiben. Sie sei ein lange gehegter Wunsch der Anwohner beiderseits der Bahntrasse. Bisher wurde sie allerdings aus Kostengründen nicht gebaut.
Für MWM und Lars van Dijk soll die Brücke als Referenz dienen und so neue Geschäftsfelder eröffnen. „Jeder weiß ja, dass der Bedarf beim Brückenbau überall riesig ist“, sagt er. Mit Ingenieurbauwerken und Brückenbau befasse sich MWM seit vier bis fünf Jahren. Bisher allerdings in deutlich kleineren Dimensionen. Das Projekt in Dortmund soll zeigen, dass das Unternehmen deutlich mehr und vor allem größere Projekte stemmen kann. „Wir wollen in den Markt wachsen“, erklärt er. Und das scheine zu gelingen.

Brückenbau ist dabei nur eins von drei Hauptstandbeinen des Unternehmens. Die Verbindung zur Terhalle-Gruppe und ihrem standardisierten Holzbau kam über die herkömmliche Bauschlosserei: Josef Terhalle möchte so viele Abläufe rund um den Hausbau wie möglich am Standort in Ottenstein konzentrieren und ein hohes Maß an Vorfertigung schaffen. MWM trägt dazu beispielsweise mit Geländer-, Balkon- oder Treppenkonstruktion bei. Weiteres Standbein ist der Hallenbau.
Josef Terhalle lenkt seinen Blick derweil schon wieder auf das nächste große Projekt: In Ottenstein plant er den nächsten Neubau am Firmengelände.