Nach nur einem Monat Rente zurück Friedhelm Wewers fühlt sich „pudelwohl“ im Klassenzimmer

Nach einem Monat in Rente kehrt Friedhelm Wewers zurück
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Nach knapp einem Monat im Rentenalltag kehrt Sonderpädagoge Friedhelm Wewers zurück – zurück an die Irena-Sendler-Gesamtschule in Ahaus. Warum? Die Antwort liegt für den 66-Jährigen auf der Hand: „Weil mir die Arbeit einfach Spaß macht.“

Der Stadtlohner unterrichtet seit 2016 an der Gesamtschule. Er hat Erdkunde, Biologie und Sport studiert. Sein Referendariat beendete er 1987 in Hagen. Zunächst war der Stadtlohner in der Hausaufgabenbetreuung beschäftigt. „Damals gab es 70.000 arbeitslose Lehrer“, erzählt der 66-Jährige. So hatte auch Friedhelm Wewers Schwierigkeiten.

Er entschied sich, einen neuen Weg zu gehen. So begann er 1988 seine Ausbildung als Finanzdienstleister bei der Bank und Bausparkasse Wüstenrot. Erst 1994 zog es ihn zurück ins Klassenzimmer. Um seine damalige Stelle an der Josefsschule in Stadtlohn behalten zu können, studierte er erneut – und zwar Sonderpädagogik. Heute eröffnet ihm dieses Studium neue Möglichkeiten: „Den Job, den ich mache, macht an der Gesamtschule sonst niemand“, sagt der 66-Jährige.

Friedhelm Wewers steht vor dem Eingang der Irena-Sendler-Gesamtschule.
Wie lange der 66-Jährige noch unterrichten wird, weiß er noch nicht. Fest steht, die Arbeit bereitet ihm auch nach all den Jahren noch sehr viel Freude. © Melina Arntzen

Seit dem 1. Januar 2023 ist Friedhelm Wewers offiziell Rentner. Bis zum 31. Juli 2023 hielt es ihn aber noch in seinem Job. Dann reichte er offiziell seine Kündigung ein. Lange hielt das aber nicht an. Nach den Ferien und einem Monat im Rentneralltag kehrt der Stadtlohner zurück – erstmal bis Ende Januar 2024, danach folgten weitere Verträge als Vertretungslehrer.

Er springt dann unter anderem für Lehrer in Elternzeit oder für langfristige Krankheitsfälle ein. Aktuell unterrichtet er Mathematik und Wirtschaftslehre. Und auch der nächste Vertrag bis Ende August sei schon unterschrieben. „Ich fühle mich pudelwohl“, sagt der 66-Jährige.

Wewers schätzt neue Freiheit

Er habe eine Zwei-Drittel-Stelle angenommen. Das heißt: 17 Unterrichtsstunden pro Woche. Vor- und Nachbereitung komme da aber noch obendrauf. „Im Grunde mache ich genau das Gleiche wie vor der Rente – nur mit weniger Stunden“, sagt der Stadtlohner mit einem Lächeln. Montags genießt er nun seinen freien Tag. Ganz ohne Schule würde ihm aber schlicht was fehlen. „Das wäre mir zu langweilig“, so Friedhelm Wewers. Zumal seine Lebensgefährtin noch arbeitet.

Besonders schätzt er die neu gewonnene Freiheit, selbst zu entscheiden, wie lange er weitermachen möchte. „Ich könnte jederzeit sagen: Ich höre auf.“ Doch noch ist der Moment nicht gekommen. „Wie lange ich noch bleibe, weiß ich nicht. Solange sie mich hier haben wollen, mache ich weiter.“ Für ihn sei es aber wichtig, dass er niemandem den Job wegnimmt.

Keine langfristige Lösung

An der Gesamtschule gibt es noch eine weitere Lehrkraft, die nach dem Renteneintritt weiterhin unterrichtet: Thomas Linden. Schulleiterin Margot Entrup sprach den Kunstlehrer in seiner Ruhephase gezielt an. „Wir haben ihn in seinem Fach dringend gebraucht“, sagt sie.

Lehrer wie Friedhelm Wewers oder Thomas Linden würden es ermöglichen, Fächer abzudecken, die sonst unbesetzt bleiben würden. Aktuell gebe es an der Gesamtschule zwar keine offenen Stellen, doch „es ist eine große Herausforderung, Lehrkräfte zu finden“, so die Schulleiterin.

Als eine langfristige Lösung gegen den Lehrkräftemangel sieht Margot Entrup die Rückkehr von Lehrern aus dem Ruhestand jedoch nicht. „Es ist eine Krücke. Viel hilfreicher sind Lehrkräfte, die fest im System verankert sind.“ Der Grund: Es sei unklar, wie lange Ruheständler bleiben. Zudem übernehmen sie neben dem Unterrichten keine zusätzlichen Aufgaben, wie Fortbildungen, Lehrerkonferenzen oder Klassenleitungen.

Trotzdem seien pensionierte Lehrer eine wertvolle Unterstützung für personelle Engpässe – besonders, wenn sie zuvor schon an der Schule unterrichtet haben, so Margot Entrup. Das würde die Einarbeitung bedeutend vereinfachen.