Ahaus hat das schönste Gericht in ganz NRW. Um die Auszeichnung zu überbringen, hat sich NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach am Freitagmittag extra persönlich in die Dienstlimousine gesetzt. Vom Ministerium in Düsseldorf immerhin eine fast zweistündige Anreise. Inklusive Stau auf der A2.
Umso froher und sichtlich stolz war Amtsgerichtsdirektor Benedikt Vieth, als der Minister schließlich gut gelaunt auf dem Sümmermannplatz ausstieg. „Wirklich ein sehr schönes Gebäudeensemble“, lobte der Justizminister. Auch wenn er etwas neidisch in Richtung des Barockschlosses schielte. Warum das Amtsgericht denn nicht dort untergebracht sei, wollte er wissen. Die Antwort ging im Gelächter unter.
Amtsgericht bekommt 3600 Stimmen
Dann die eigentliche Auszeichnung: Gegen das Amtsgericht Oberhausen, das Amtsgericht Höxter, das Verwaltungsgericht Düsseldorf, das Amts- und Landgericht Kleve sowie das Oberlandesgericht in Köln setzte sich das kleine Amtsgericht Ahaus bei dem Wettbewerb des Justizministeriums durch: Das hatte zunächst einen Film über das Gericht und seine Mitarbeiter gedreht.
Online konnten die Menschen für das schönste Gebäude abstimmen. Mit über 3600 Stimmen lag das Amtsgericht Ahaus dabei deutlich vor den nächsten Platzierungen.
Vor allem mit Blick auf die Zahl der Mitarbeiter sei das ein riesiger Erfolg, erklärte Benedikt Vieth, der sich im Vorfeld der Abstimmung keine großen Chancen auf einen der vorderen Plätze ausgerechnet hatte: So seien beim Oberlandesgericht in Köln ja rund 650 Menschen beschäftigt.
Im Ahauser Amtsgericht sind es gerade einmal 70. „Die sich aber umso mehr ins Zeug gelegt haben und alle Bekannten, Freunde, Verwandten und die Freunde und Bekannten der Verwandten für die Abstimmung geworben haben“, sagte der Amtsgerichtsdirektor. Und genau diesen engen Zusammenhalt und diese Einsatzbereitschaft lobte der Minister: „Die Mannschaft und das Team sind entscheidend.“ Deswegen sei es so toll, dass in dem Film nicht nur auf die architektonischen Besonderheiten des Ahauser Amtsgerichts, sondern eben auch auf die Mitarbeiter eingegangen werde. Über die große Verbreitung über soziale Medien habe das Team des Ahauser Gerichts dann auch den Menschen die wichtige Aufgabe des Gerichts näher gebracht: für Gerechtigkeit zu sorgen.

Die Mitarbeiter liegen auch Benedikt Vieth besonders am Herzen. Umso schlimmer sei, das einige von ihnen an der Belastungsgrenze arbeiten. „Wir sind immer noch gut besetzt, aber der Justiz geht es wie allen anderen Bereichen: Es mangelt an Fachkräften“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Das führe noch nicht dazu, dass Verfahren in die Länge gezogen oder nicht durchgeführt werden können. „Aber es kommt zu Belastungsspitzen“, erklärt er.
Ausbildung vor Ort ist nötig
Auch das sei ein Grund, warum das Gericht alles daran setze, die Ausbildungsplätze jedes Jahr zu besetzen. „Aber die Bewerbungen werden weniger“, sagt Benedikt Vieth. Dabei sei es die einzige Chance, zukünftige Mitarbeiter vor Ort auszubilden: „Wir liegen eben sehr in der Peripherie“, betont er. Ein großer Teil des Generationswechsels habe in den vergangenen Jahren schon stattgefunden. Bis vor zwei Jahren habe es eine regelrechte Ruhestands-Welle gegeben.

Die Auszeichnung und vor allem auch den gut zweiminütigen Imagefilm über das Ahauser Amtsgericht will Benedikt Vieth daher auch für die zukünftige Mitarbeitergewinnung nutzen. „Wir sind auf jeder Ausbildungsmesse in der Region“, erklärt er.
Nach dem offiziellen Teil folgte ein kleiner Empfang im Gerichtssaal, bevor es für den Minister zurück ging. Im Fond der Limousine durch den Ferienverkehr ins Wochenende.
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