Wettbewerb soll Lösung bringen Projekt Ahaus21 bekommt keine Mehrheit

Wettbewerb soll Lösung bringen: Projekt Ahaus21 bekommt keine Mehrheit
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Die große Umgestaltung von Domhof, alter Volksbank-Filiale und dem ehemaligen Modehaus Haverkamp, eine Erweiterung des Schlossgartens und die Verlegung der Parkpaletten wird es vorerst nicht geben. Zumindest nicht in der Form, die Tobias Groten und Guido Hoff für die Grundstücke vorgeschlagen haben.

Die Verwaltung wird einen Wettbewerb ausschreiben, um für das Areal eine Lösung zu erarbeiten. Damit orientiert sich die Verwaltung an bestehenden Beschlüssen aus der Vergangenheit.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen hat das am Donnerstagabend so zur Kenntnis genommen. „Zustimmend“, wie einige Politiker ausdrücklich betont haben wollten. Allerdings nicht einstimmig.

Der Entwurf für den Neubau am Domhof
Das war die Idee: In Gelb eine mehrteilige, neue Bebauung auf dem Areal von alter Volksbank und altem Kaufhaus-Gebäude. In Grün die Erweiterung des Schlossgartens. Darunter eine mögliche Tiefgarage. In Rot deutet er neue Verkehrsachsen an. Etwa mit einem Kreisverkehr am Marienplatz statt der Ampelkreuzung oder mit einer unterirdischen Verbindung von alter und geplanter Tiefgarage (gestrichelt). © Tobit.Labs

„Wir hätten uns eine gemeinsame Vorgehensweise gewünscht“, erklärte der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner. Das sei jedoch mit den neuen Eigentümern der Gesamtfläche – eben Tobias Groten und Guido Hoff – so nicht machbar gewesen. Dazu gebe es auch keine neue Sachlage.

Unstrittig handele es sich bei der aktuellen Bebauung um einen städtebaulichen Missstand. Für das gesamte Areal von der Rückseite von Ahaus Marketing und Touristik bis zum Marienplatz brauche es einen Plan. Auch das ist seit Jahren Konsens. Ohne Frage sei es ein sehr großzügiges Angebot der Eigentümer gewesen. Aber es gehe eben um mehr: „An der Stelle spielen viele Dinge ineinander“, machte Thomas Hammwöhner weiter deutlich.

Lage ist komplexer als gedacht

Die gesamte Verkehrsplanung, die Tiefgarage, die Erschließung geplanter Gebäude, das städtebauliche Gesamtpaket und schließlich auch die Kanäle: Parallel zur Einfahrt in die Tiefgarage Königstraße verlaufen große Regenkanaltrassen, mit einem Meter Durchmesser. Durch sie fließt das Regenwasser aus der kompletten Innenstadt ab. Und dann war da noch die Sache mit den Parkpaletten: Die sind seit Jahren „abgängig“ – also in schlechtem Zustand und müssen dringend saniert werden. „Städteplanerisch wäre es natürlich wünschenswert, sie unter die Erde zu legen“, machte Thomas Hammwöhner deutlich. Das sei aber auch sehr teuer. Einen höheren Millionenbereich müsse man dafür einplanen.

Sven Engler (CDU) fasste zusammen, dass über das Thema ja schon seit Jahren gesprochen wurde. „Bisher waren uns immer die Hände gebunden“, sagte er mit Blick auf die vergangenen Eigentumsverhältnisse. Das sei ja jetzt vorbei. Ausdrückliche lobte er das Drängen der neuen Eigentümer auf eine Lösung: „Ich finde den Pragmatismus ganz hervorragend“, sagte er. Dennoch könne man die Flächen nicht filetieren. Es brauche ein integriertes Konzept. Und das könne man durch einen Wettbewerb über die gesamte Fläche erreichen.

Als eine im „Kern ganz hervorragende Idee“ empfand Hubert Kersting (UWG) den Plan. „Aber die Umsetzung ist eben viel komplexer“, fügte er dann hinzu. Die Schwierigkeiten lägen eben unter der Erde. „Und damit müssen wir uns in Ruhe auseinandersetzen“, erklärte er. Gerade, wenn städtische Haushaltsmittel relevant würden: Und das sei bei Tiefgarage und Kanälen ja der Fall. „Es geht ja nicht nur darum, alte Gebäude abzureißen und auf der gleichen Fläche neue zu bauen“, sagte er.

Für Reinhard Horst (WLA) blieben zentrale Fragen offen: Wird die Stadt die Grundstücke übernehmen? Und wenn ja, zu welchem Preis? Bis heute habe er weder einen Vertrag noch entsprechende Zahlen gesehen. Er glaubte nicht daran, dass die Fläche überhaupt zu vermarkten sei. Die Volksbank sei über Jahre daran gescheitert, eine passende Nutzung oder Interessenten zu finden. „Ich sehe da jetzt auch keine großen Möglichkeiten“, machte er deutlich.

In öffentlicher Sitzung wollte Thomas Hammwöhner das am Donnerstagabend nicht kommentieren. Das seien Inhalte nicht-öffentlicher Verhandlungen. Klar sei, dass die Tür weiter offen stehe. „Ich schließe auch nicht aus, dass die jetzigen Investoren später wieder einsteigen“, machte er deutlich. In jedem Fall brauche es für die Fläche den großen Wurf. Ein Gesamtkonzept.

Einzig Manfred Wigger (FDP) wollte nicht auf die allgemeine Linie einschwenken: Zweifelsfrei handele es sich bei den Flächen um echte Filetstücke in der Ahauser Innenstadt. Genauso sei es aber eben ein sehr reizvolles Projekt, was Tobias Groten und Guido Hoff vorgestellt hätten. „Aus Ahaus für Ahaus“, fasst er zusammen. Ob sich jemand finde, der mit ähnlicher Leidenschaft ein Projekt dort umsetze, mochte er nicht beantworten.

Investoren haben kein Interesse mehr

„Leider nicht überraschend“, kommentiert Guido Hoff, neben Tobias Groten der zweite Eigentümer, die Entwicklung. Er sei enttäuscht, für den Vorschlag keine Mehrheit bekommen zu haben. „Es ist einfach schade, dass man zwei Ortsansässigen diese Chance nicht gegeben hat“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Andererseits freue er sich sehr darüber, durch das Projekt mit Tobias Groten in einen engen Kontakt gekommen zu sein.

Kategorisch schließt er allerdings jedes Engagement in einem möglichen Wettbewerb oder in darauf folgenden Schritten aus. Auch Tobias Groten hatte angekündigt, dass er jedes Interesse an dem Grundstück verlieren würde, falls es für die vorgestellte Idee keine Mehrheit gebe. Varianten, die er da in Aussicht gestellt hatte, war ein kompletter Verkauf an die Stadt ohne Gewinn zu beabsichtigen oder eine einzelne Vermarktung.