Freitagabends essen gehen oder sich mit Freunden treffen. Für viele junge Erwachsene ist das normal. Der Start ins Wochenende sieht für Mirko Dues allerdings anders aus. Zwangsweise.
Der Ahauser muss dreimal wöchentlich zur Dialyse. „Danach bin ich kaputt und schlapp“, sagt der 26-Jährige am Telefon, während sein Blut gereinigt wird. Er benötigt eine Spenderniere. Das bereits zum dritten Mal.
Schon seit der Geburt habe ihr Sohn Probleme mit den Nieren, berichtet Silke Dues. Kaum ins Leben gestartet, begann für den Ahauser eine Odyssee. Mit gut zwei Jahren hat er die erste Spenderniere erhalten.
Mit neun Jahren musste Mirko Dues zum ersten Mal zur Blutwäsche. Sein Körper hatte die Spenderniere abgestoßen. Und auch das zweite Spenderorgan wollte irgendwann nicht mehr vernünftig arbeiten. Seit Februar 2023 muss der Fahrradmechaniker wieder zur Dialyse ins Ahauser Krankenhaus.
„Mir geht‘s gut“
Doch anstatt in ein emotionales Loch zu fallen gibt sich Mirko Dues im Gespräch positiv. „Mir geht’s gut“, sagt er. „Ich habe keine Beschwerden.“ Zwar sei die Dialyse belastend, „aber es gibt schlimmere Dinge“.
Trotzdem hinterlässt es Spuren, montags, mittwochs und freitags für jeweils vier Stunden zur Dialyse zu müssen. „Das sind zwölf Stunden pro Woche“, rechnet er vor. Viel Zeit, in der er weder arbeiten gehen noch etwas unternehmen kann.
Viel Unterstützung erhalte er von seinem Chef Dieter Gewers. Bei Zweirad Gewers arbeitet Mirko Dues in der Werkstatt – in Vollzeit. „Wenn ich zur Dialyse muss, werde ich einen halben Tag krank geschrieben. Mein Chef sagt dann immer: ‚Geh, die Gesundheit steht an erster Stelle“, erzählt er.
Traum: Wieder normal arbeiten und Urlaub
Wieder normal arbeiten gehen und mit der Freundin in den Urlaub fliegen – diese beiden Sachen würde Mirko Dues sofort angehen, wenn er nicht zur Dialyse müsste. Die Malediven hatte das Paar im Blick. Die Hoffnung darauf hat die Familie noch nicht verloren.
Mirko Dues gehört zu den mehr als 8000 Menschen in Deutschland, die auf eine Nierentransplantation warten. Im Schnitt liege die Wartezeit zwischen acht und zehn Jahren, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Bei dem Ahauser könnte es aber etwas schneller gehen. Derzeit laufen die Tests, ob sein Vater Gregor Dues als Spender infrage kommt. Wenn alles klappt, könnte es im Sommer mit der Transplantation so weit sein.

Aber würde es Mirko Dues zulassen, dass sich sein Vater für ihn einer Operation unterzieht? „Wenn Papa das unbedingt für mich machen möchte, halte ich ihn nicht davon ab“, sagt der 26-Jährige mit einer großen Portion Dankbarkeit.
Forderung: Organspender von Geburt an
Dabei könnte eine Änderung im Organspendersystem vielen Menschen helfen, meinen Mirko Dues und seine Mutter. Eine Änderung, die in Österreich, Frankreich, Spanien, Portugal und einigen anderen Ländern bereits gelebte Praxis ist. „Dort ist jeder Mensch erstmal automatisch Organspender. Es sei denn, man widerspricht dem“, erklärt Silke Dues. Sie hofft, dass sich die Bundespolitik dazu durchringen kann, eine entsprechende Regelung zu verabschieden.
Doch die Familie setzt ihre Hoffnungen nicht nur auf ein Gesetz. Sie geht aktiv auf Menschen in Ahaus zu, um für die Organspende zu werben – zum Beispiel bei einer Aktion in der Ahauser Innenstadt. Mit Flyern, Aufstellern, Organspendeausweisen und Stiften wollten sie neue potenzielle Spender gewinnen. Mirko Dues hat eine klare Meinung dazu: „Nach dem Tod bekommt man eh nicht mehr mit, was mit den Organen passiert.“

Seine Mutter geht sogar noch einen Schritt weiter: „Bei der Aktion in der Innenstadt entgegnete mir jemand, dass er nie dazu bereit wäre, seine Organe zu spenden. Da habe ich ihm entgegnet, dass er dann meiner Meinung nach auch selber keinen Anspruch auf ein Spenderorgan haben sollte.“
Unabhängig davon, ob die Niere von einem fremden Spender oder von seinem Vater stammt: Absehen, wie lange Mirko Dues mit der Spenderniere leben wird, könne man nicht. Durchschnittliche Lebensdauer: rund 15 Jahre.
Für Mirko Dues wären das Jahre, in denen er nicht mehr dreimal wöchentlich zur Dialyse muss. Vielleicht könnte er sich dann auch freitagabends mal wieder mit Freunden treffen oder essen gehen.
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