Alstätter Hotels haben Pandemie überwunden Trotzdem sorgen steigende Kosten für Probleme

Hotels haben Pandemie überwunden: Steigende Kosten sorgen für Probleme
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Knapp fünf Jahre liegt der Beginn der Corona-Pandemie zurück. Auch Gastronomen und Hoteliers haben Maßnahmen zu spüren bekommen. Über Monate.

Ein Blick auf die Zahlen des Landesbetriebs IT.NRW zeigt jetzt: Die Ahauser Hotelbranche hat den Coronaeinbruch überstanden. Um 11 Prozent ist die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und damit sogar höher als 2019. „Die Zahlen sind definitiv auf Vor-Corona-Niveau. Tendenz steigend“, sagt Michael Gröneweller, Regionalreferent der Dehoga. Aber wie sieht es vor Ort wirklich aus?

„Die Besucherzahlen sind höher als vor Corona“, bestätigt auch Sabine Straube, Reservierungs- und Rezeptionsleitung des Ahauser Land und Golfhotels. Allein in dieser Hauptsaison habe das Hotel ein Besucherwachstum um etwa 5 Prozent, verglichen zum letzten Jahr, verzeichnen können. Viel mehr Potenzial sei auch nicht da – schließlich habe das Hotel ein Limit an Kapazitäten.

Hohe Besucherzahlen

Und woher kommt die Nachfrage? Das Reiseverhalten der Deutschen habe sich verändert. „Es machen mehr Menschen in der Heimat Urlaub – eine der positiven Nachwirkungen von Corona“, sagt Sabine Straube und lacht. Seit die Türen in dem Hotel wieder geöffnet sind, brauche sich der Betrieb zur Hauptsaison nicht großartig anstrengen, um die Betten zu füllen. „Außer den Standard halten und einen guten Service bieten.“ Um die zufriedene Kundschaft auch in der nächsten Saison begrüßen zu können.

Das scheint allerdings nicht die Norm zu sein. Alstätter Gastronom und Hotelier Bernd Bredeck-Bakker begrüßt in seinem Hotel zahlenmäßig zwar genauso viele Gäste wie im letzten Jahr – und auch in etwa so viele wie vor der Pandemie. Mehr sei zimmertechnisch auch nicht möglich.

„Aber was den Umsatz angeht, da sind die Zahlen lange nicht wie vor der Pandemie“, sagt er. Und wieso? Steigende Kosten. Seien es Energiekosten oder Mehrwertsteuer – das mache sich einfach bemerkbar.

Bernd Bredeck und seine Lebensgefährtin Sylvia Biedermann hinter der Theke
Bernd Bredeck und seine Lebensgefährtin Sylvia Biedermann im Juli 2022. Trotz steigender Besucherzahlen Jahre nach Beginn der Pandemie, sei es schwer, mehr Gewinn zu machen. Unter anderem wegen steigenden Energiekosten und der Mehrwertsteuer. (Archivbild) © Stephan Rape

Und: Das Sozialverhalten der Menschen. „Es hat sich verändert“, sagt er. Viele Vereinsfahrten würden einfach wegfallen. Und damit auch Einnahmen, die im Betrieb fehlen. Der Tourismus im Allgemeinen habe sich verändert.

„Mittlerweile haben wir viel Fahrradtourismus.“ Der wiederum konsumiere ganz anders als beispielsweise ein Kegelclub. Einbuße nimmt der Hotelier nahezu in jedem Betrieb wahr. „Überall steigen die Kosten, überall muss gespart werden.“

Die Folge: Buchungen fallen weg – auch im Bereich Montage. Monteure bleiben kurzweiliger, meist nur drei Tage. „Die Langzeitgäste sind weg. Die fehlen einem.“ Trotz hoher Gästezahlen würden diese nicht länger als zwei, drei Tage bleiben.

Die Lösung für Bernd Bredeck-Bakker: „Ruhig bleiben und sparen.“

Lösung: Tourismus in der Heimat?

Für Michael Gröneweller ist klar: „Die Hotellerie steht besser dar als die Gastronomie.“ Im August haben deutsche Hotels rekordverdächtige Besucherzahlen geschrieben. Auch in Ahaus sehen die Zahlen gut aus, so Michael Gröneweller. Und Umsätze? „Das ist schwer zu sagen.“ Betriebe seien von steigenden Kosten betroffen.

Im Ahauser Land und Golfhotel versucht man, die Trends mitzunehmen. Hier setzt man außerhalb der Saison auf Tagungen und Geschäftsreisen. „Nach Corona war die Nachfrage da erstmal geringer, weil sich viele nicht mehr getraut haben“, sagt Sabine Straube. Mit etwas Geduld und Werbung habe sich das schnell relativiert.

Außerdem: Fahrradtourismus. „Das wird immer mehr“, sagt Sabine Straube. „Viele Touristen machen in Deutschland Urlaub, in der Heimat“, sagt auch Michael Gröneweller. Die Tendenz dahin steige – das habe man auch im Land und Golfhotel festgestellt. Auch, wenn Sabine Straube weiß, dass es nicht jedem in der Branche so geht. „Wir haben wirklich Glück. Vielen geht es wahrscheinlich anders.“