Tausende Cannabis-Pflanzen sollen die Angeklagten an verschiedenen Orten angepflanzt haben.

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Abgehörte Telefonate und GPS-Sender lassen Drogenplantagen auffliegen

rnGerichtsprozess

Sechs Männer, die in Ahaus und Stadtlohn tausende Cannabis-Pflanzen angebaut haben sollen, stehen vor Gericht. Die Ermittler haben erzählt, wie sie den Männern auf die Schliche gekommen sind.

von Klaus Möllers

Ahaus, Stadtlohn

, 03.11.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit dem Abhören von Telefonaten und dem Orten von Autos durch versteckte GPS-Sender hat die Polizei ein genaueres Bild davon bekommen, wo sich vermutete Cannabis-Plantagen befanden. Im Februar und im April erfolgten Zugriffe in Ahaus, Stadtlohn, Bad Bentheim und Horstmar. Anbauorte für eine großangelegte Zucht der Pflanzen, aus denen offenbar die Droge Marihuana gewonnen werden sollte, wurden durchsucht und mehrere Männer festgenommen.

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Sechs mutmaßlich Beteiligte, darunter drei aus Gronau und jeweils einer aus Enschede, Ahaus und Antwerpen, wurden von der Staatsanwaltschaft wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt. Im Strafverfahren am Landgericht Münster sagte am Montag eine Polizistin über die Telefonüberwachung aus, die sie ausgewertet hatte.

Verschlüsselte Botschaften am Telefon abgehört

„Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sie Plantagen aufbauen. Es gab Vermutungen, die nach und nach bestätigt wurden“, erklärte die Kriminalhauptkommissarin der Polizei Borken. Mehrfach sei ein Dolmetscher für Arabisch eingesetzt worden, damit die Beamten die Gesprächsinhalte der Telefonate verstehen konnten.

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Einige Angeklagte hatten Pseudonyme verwendet, um Inhalte zu verschleiern. „Ich habe dem Nasenmann vier Schafe und acht Hühner bezahlt“, zitierte der Vorsitzende Richter aus dem Protokoll eines übersetzten Gespräches. Die Polizei habe herausgefunden, dass mit „Schaf“ ein Geldbetrag von 1000 Euro gemeint gewesen sei und mit „Huhn“ 100 Euro, erklärte er. Es handelte sich also um 4800 Euro, die vermutlich im Zusammenhang mit den Plantagen standen.

Offener etwa sei darüber gesprochen wurden, dass Marihuana-Proben an Coffeeshops in den Niederlanden verkauft worden seien, berichtete die Kriminalpolizistin. Es ging darum, langfristige Abnehmer zu finden.

Tausende Pflanzen an unterschiedlichen Orten

Im Februar nahm die Polizei eine Plantage mit 1100 Pflanzen und knapp 200 Setzlingen in Stadtlohn-Büren am Almsick in einer Doppelhaushälfte hoch. Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerkes wurde die auf mehrere Räume verteilte Drogenzuchtanlage einschließlich technischem Gerät wie Beleuchtung, Ventilatoren, Lüftungssystem samt Absauganlage und Dünger abgebaut.

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Im April enttarnte die Polizei zwei Plantagen in Ahaus in einem Lageraum und zwei Wohnungen an der Tembrinkstraße. Außer Cannabispflanzen wurde eine Tasche mit 1500 Pillen Amphetamin gefunden. In der Wohnung eines der Beschuldigten, die dort genutzt wurde, entdeckten Beamte rund 1200 Gramm Marihuana, außerdem Pistolen, einen Schlagring und Messer.

In Bad Bentheim befand sich eine Anlage mit über 1600 noch nicht erntereifen Pflanzen sowie 700 Setzlingen verteilt auf zwei Ställe. In Horstmar wiederum war eine Anlage noch im Aufbau – über 1500 gestapelte Pflanzenkübel und technische Ausrüstung befanden sich schon vor Ort, letztere war teils schon montiert.