7 Stunden und 722 Schuss Vogelschießen dauerte bis nach Mitternacht

Vogelschießen der Bürger- und Junggesellenschützen wird zur Geduldsprobe
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Dem Vogel hatte offenbar niemand Bescheid gegeben, dass das Vogelschießen der Bürger- und Junggesellenschützen Ahaus in diesem Jahr einen Tag früher stattfinden sollte als sonst. Zumindest klammerte sich das hölzerne Tier mit aller Macht an die Vogelstange. Erst kurz nach Mitternacht gab es endlich nach.

Es war Andreas Lackmann, der schließlich den entscheidenden Schuss abgab. Nach mehr als sieben Stunden Vogelschießen, genau 721 zuvor erfolglosen Schüssen und einem erforderlichen Munitions-Nachschub konnte er endlich jubeln.

Der Verein hatte in diesem Jahr die Festfolge geändert. Erstmals wurde am Pfingstsamstag geschossen statt am Sonntag und erstmals starteten die Schützen erst um 17 Uhr statt schon am frühen Nachmittag. „Das Ziel ist es, das ganze Fest ein wenig zu entzerren“, erklärte Ansgar Reimering, Chef des Protokolls im Verein, während der ersten Schießpause gegen 19 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt war er noch ganz optimistisch: „400 Schuss vielleicht“, so seine Prognose. Er lag ordentlich daneben.

Vier Königsanwärter

Dabei startete das Vogelschießen bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad relativ normal. Nach nur einer Stunde war ein Großteil des Vogels bereits zerlegt. Reinhold Woltering schoss den linken Flügel ab, Felix Büter den rechten. Till Beckers brachte die Krone zu Fall, Tobias Teriet-Leifkes sicherte sich das Zepter und Thomas Vortkamp den Reichsapfel.

Schützen im Schlossgarten
Beim Versammeln im Schlossgarten konnte am Nachmittag noch keiner ahnen, dass es einige Stunden dauern sollte, bis der Vogel fallen sollte. © Kippic

Letzterer wollte danach noch mehr. Er wollte König werden. Und da war er nicht der einzige. Schon recht früh am Abend kristallisierten sich gleich vier Königsanwärter heraus. Neben Thomas Vortkamp traten auch Andreas Lackmann, Winfried Pomberg und Hermann Grünewald wieder und wieder und wieder ans Gewehr.

Vogel im Scheinwerferlicht

Während ein Schuss nach dem anderen durch den Schlossgarten hallte, wurden die Schatten immer länger, bis die Sonne schließlich hinter den Bäumen verschwand und es rasch kühler und dunkler wurde. Um 21 Uhr wurde der Vogel mit einem Scheinwerfer beleuchtet.

Eigentlich sah die neue Festfolge vor, dass der neue König bereits um 20.30 Uhr proklamiert wird. Doch diese Marke verstrich, es verging Stunde und Stunde. Nach und nach verließen vor allem Kinder und Senioren den Schlossgarten, doch leer wurde es dennoch nicht.

„Jetzt kann es nicht mehr lange dauern“, hörte man immer wieder von den zahlreichen Zuschauern. Und dann der Nachsatz: „Aber das habe ich vor einer Stunde auch schon gesagt.“

Schießwart musste Nachschub holen

Tatsächlich musste der Schießwart schließlich sogar los, um neue Munition zu holen. Und um Mitternacht wurde intern diskutiert, ob man überhaupt noch weiter schießen wolle. Zu diesem Zeitpunkt war der Vogel schon gut durchlöchert und gelockert. Aber einige Schuss hielt er noch aus. Da halfen auch die motivierenden und zunehmend ungeduldigen Anfeuerungs-Rufe der Zuschauer nichts.

Gespannt verfolgten die Schützen das Vogelschießen.
Gespannt verfolgten die Schützen das Vogelschießen. © Kippic

Im stockdunklen Schlossgarten, unter bunt beleuchteten Bäumen und angestrahlt von zahlreichen Handy-Taschenlampen ließ sich schließlich Andreas Lackmann feiern. Seine Königin ist Silvia Rolfes.

Andreas Lackmann auf den Schultern einiger Schützenbrüder
Nach Mitternacht nahmen die Schützenbrüder Andreas Lackmann auf die Schultern. Er hatte mit dem 722. Schuss den Vogel von der Stange geholt.

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