Als die ersten Reden bei der Demo auf dem Rathausplatz in Ahaus am Samstag (3. Februar) schon verklungen waren, strömten immer noch Demonstranten von der Marktstraße nach. Mehrmals wurden die Zuhörer gebeten, doch aufzurücken, um genug Platz für alle zu schaffen. Die Polizei sprach schließlich von rund 6000 Demonstranten, die sich dort versammelt hatten, um ein Zeichen für Vielfalt und Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu setzen.
6000 Menschen? Wer will das gezählt haben? Und vor allem: Wie? Die Lösung ist denkbar simpel: „Man zählt kleine Blöcke und rechnet das hoch“, sagt Dietmar Brüning von der Pressestelle der Polizei im Kreis Borken.
Konkreter wird Manfred Lütjann. Der Leiter der Polizeiwache Ahaus hatte den Einsatz am Samstag aus vorderster Linie begleitet. Einen Beamten hatte er erhöht postiert. „Im Obergeschoss vom Kaufhaus Berken“, sagt er. Der habe von dort oben die perfekte Übersicht über die Veranstaltung auf dem Rathausplatz gehabt.
Einzelne Blöcke werden gezählt
„Man zählt dann Zehner- oder Hunderterblöcke der Teilnehmer ab und legt die gedanklich entsprechend oft nebeneinander“, sagt er. Dabei gehe es auch immer darum, den besten Zeitpunkt abzupassen. „Beim Treffpunkt am Kulturquadrat beispielsweise war die Lage recht unübersichtlich“, erklärt er. Deswegen hätten die Beamten bis zur Abschlusskundgebung gewartet.
Nachdem die Demo-Teilnehmer dort auf Aufforderung mehrfach zusammengerückt waren, hätten so rund 4000 Menschen direkt vor der Bühne auf dem Rathausplatz gestanden. „Noch einmal rund 2000 standen auf der Marktstraße in Richtung Mahner“, sagt Manfred Lütjann. Das habe er selbst beobachtet, als er von einem erhöhten Punkt über die Menschenmenge geblickt habe.

Natürlich bleibe auch das nur eine ungefähre Schätzung. „Auf 100 mehr oder weniger lege ich mich da nicht fest“, sagt er. Aus polizeilicher Sicht gehe es dabei um die Anzahl der Ordner, um eine Veranstaltung oder Demonstration sicher über die Bühne zu bringen.
Ganz deutlich betont er dabei, dass die Polizei keinerlei Interesse daran habe, Teilnehmerzahlen einer Demonstration oder Veranstaltung in die eine oder andere Richtung zu beschönigen. „Warum sollte ich das tun?“, fragt er. Ihm gehe es einzig und allein um valide Zahlen. „Das Thema einer Versammlung spielt dabei keine Rolle“, sagt er. Auch Zwischenfälle würde er weder dramatisieren noch verschweigen.
Ständiges Kommen und Gehen
Dabei seien die Teilnehmer einer Demonstration natürlich komplizierter zu zählen als beispielsweise die Zuschauer eines Konzerts: „Weil viele ja auch zwischendurch dazukommen oder die Versammlung früher verlassen“, erklärt er. Noch komplizierter werde es nur bei den anstehenden Karnevalsumzügen. Dort fehle dann sogar der zentrale Versammlungsort. Bei den Zuschauerzahlen dort gehe es dann schon eher um die Erfahrungen und das Gefühl der Beamten im Einsatz.
Bei den zurückliegenden Demonstrationen in Ahaus, Legden und Gescher sei es aber durchweg ruhig geblieben. „In Ahaus war die große Demonstration für uns eher eine reine Verkehrslage“, sagt Manfred Lütjann. Der Verkehr musste geregelt und kurzfristig umgeleitet werden. Die Straßen waren so lange gesperrt. In dem Moment als das Verfolgerfahrzeug der Polizei am Ende des Demozugs von der König- in die Marktstraße abgebogen war, habe er die meisten Beamten schon abgezogen.
Und das, obwohl sechsmal so viel Teilnehmer dabei waren, wie ursprünglich erwartet: Die Veranstalter hatten 1000 Teilnehmer angemeldet. „Wir sind beeindruckt, wie viele heute unserem Aufruf gefolgt sind“, hatte VHS-Direktor Dr. Nikolaus Schneider den Teilnehmern von der Bühne aus zugerufen.
Im Video: So beeindruckend war die Demo in Ahaus gegen Rechtsextremismus