In zehn Jahren fehlen 32 Klassenräume Schülerzahlen sorgen für riesiges Problem in Ahaus

32 Klassenräume fehlen: Ahaus steht in zehn Jahren vor riesigem Problem
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Spätestens Mitte der 2030er-Jahre fehlen in Ahaus und den Ortsteilen 32 Klassenräume: Ungefähr elf an den Grundschulen, 17 an den weiterführenden Schulen der Sekundarstufe I und noch einmal vier Klassen am Gymnasium. Mindestens. Zahlen, die Werner Leuker im vergangenen Schul- und Sportausschuss vorstellte. Und die die Politiker im Ausschuss erst einmal tief durchatmen ließen.

Problem dabei: Zumindest laut Prognosen verringert sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen ab Mitte der 2030er-Jahre wieder. „Mitte der 2040er-Jahre haben wir das heutige Niveau wieder erreicht. Diesen Buckel dazwischen müssen wir abarbeiten“, machte Werner Leuker in seinem Vortrag deutlich. „Die Zahlen haben es in sich“, sagte der Beigeordnete, der kurz vor seinem Ruhestand seine letzte Schul- und Sportausschusssitzung begleitete.

Der Schul- und Sportausschuss applaudiert Werner Leuker. Der Beigeordnete hatte seine letzte Sitzung des Ausschusses.
Mit langem Applaus verabschiedete sich der Schul- und Sportausschuss von Werner Leuker. Vor seinem Ruhestand hatte er seine letzte Ausschusssitzung begleitet. Gute Nachrichten hatte er dabei nicht im Gepäck. Eher ein riesiges Aufgabenpaket für die kommenden Jahre. © Stephan Rape

Denn auch wenn bislang in langfristigen Prognosen zur Demografie immer davon gesprochen werde, dass die Bevölkerungszahlen langfristig sinken werden, zeige sich seit einigen Jahren fast überall im Münsterland, dass die Jahrgänge eben immer größer werden.

Für die Schulen in Ahaus und den Ortsteilen seien die Zuwächse klar. Neben dem natürlichen Wachstum, also steigenden Geburtenraten, seien es vor allem Zuwanderungsgewinne. Durch neue Wohngebiete, aber auch durch die Flüchtlinge, die seit einigen Jahren in die Stadt kommen. Auch verzeichne die Schulverwaltung stärkere Übergänge aus Heek, Legden, Gronau und Epe.

Klar sei, dass es für die kommenden 10 bis 15 Jahre dringend eine Lösung geben müsse. „Das wird gewaltige Anstrengungen kosten“, sagte Werner Leuker. Und ja, auch wenn die Irena-Sendler-Gesamtschule jetzt schon eine sehr große Schule sei, sie werde weiter wachsen.

Ein Blick auf die nackten Zahlen: Die Anzahl der Kinder in den Grundschulen wird bis ungefähr 2030 stetig steigen. Im Mittel sind es 130 Kinder mehr, die sich auf alle Grundschulen verteilen. Die Irena-Sendler-Schule hat aktuell 1257 Schülerinnen und Schüler. Bis 2030 könnten es in der Sekundarschule I und II dann 1465 werden. Die Anne-Frank-Realschule hat im Schuljahr 2024/2025 knapp über 900 Schülerinnen und Schüler. Bis zum Jahr 2031 werden es 1148 sein. Aktuell gehen 165 Kinder in die fünften Klassen. 2031 werden es 210 sein. Erste Abschwächungen bei den Einschulungsjahrgängen seien erst danach denkbar.

An weiterführenden Schulen hakt es

Um das bis dahin benötigte Personal für die Schulen ging es in dieser Sitzung erst einmal noch gar nicht. Sondern eben nur um die deutlichen räumlichen Probleme.

Irena-Sendler-Gesamtschule

Aktuell ist die Schule sechszügig. Mit Blick auf die Prognosen rechnet die Verwaltung spätestens zum Schuljahr 2027/2028 mit sieben bis acht Klassen pro Jahrgang. Damit müsste dann auch die genehmigte Zügigkeit entsprechend erhöht werden. Rein räumlich – und auf die Sekundarstufe I beschränkt – fehlen mindestens neun bis zehn Klassenräume. Zusätzliche Räume fehlen für Fachräume sowie die Oberstufe.

Anne-Frank-Realschule

Die Schule entwickelt sich von aktuell fünf zu sieben Zügen. Einerseits ist auch da dann eine Erhöhung der genehmigten Zügigkeit durch die Bezirksregierung unumgänglich. Andererseits fehlen jetzt schon Räume: Hanne Lange (UWG und Lehrerin an der Schule) fasste zusammen, dass jetzt schon die Fachräume für Kunst, Textil und Musik notgedrungen in Klassenzimmer umgewandelt wurden. Sie wurden zumindest provisorisch ins Josef-Cardijn-Haus umgesiedelt. Ein Tropfen auf den heißen Stein: Allein durch das Wachstum der Schülerzahlen um zwei Züge würden zwölf neue Klassenräume benötigt. Dazu kommen weitere Fach- und Differenzierungsräume sowie noch weitere Anforderungen an Räume, wenn die Schule zur Ganztagsschule wird. Schon zum kommenden Schuljahr sollen dort erst einmal Container aufgestellt werden, um den dringendsten Bedarf abzufedern: drei Räume für zwei Klassen und eine Vorbereitungsklasse für Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund.

Alexander-Hegius-Gymnasium

Sollte die bischöfliche Canisiusschule zukünftig nicht mehr als die bisher gedeckelten etwa 96 Schülerinnen und Schüler pro Jahr aufnehmen, rechnet die Verwaltung für das Alexander-Hegius-Gymnasium zukünftig mit fünf statt wie bisher drei Zügen pro Jahrgang. Genehmigt ist die Schule aktuell für vier Züge. Dort könnten dann wieder bis zu 1050 Kinder und Jugendliche die Schule besuchen.

Noch keine Lösung in Sicht

Lösungen oder auch nur Ansätze konnte Werner Leuker in dieser Sitzung noch nicht nennen. Erst einmal ging es da nur um einen Stand der Dinge. Wenn die Schulentwicklungsplanung 2025 abgeschlossen ist, bekommt die Politik das Thema wieder auf den Tisch. Auch die umliegenden Gemeinden sollen dafür mit ins Boot genommen werden. Auch mögliche Übergangs- oder sogar Teilstandortlösungen sollen da mitgedacht werden.

Besonders dringend ist das Problem an der Anne-Frank-Realschule. Dort müssen schon zum kommenden Schuljahr dringend neue Möglichkeiten gefunden werden, um Klassenräume unterzubringen. Hanne Lange brachte da noch einmal das Haus der Landwirtschaft ins Spiel. Bevor dort notgedrungen eine Flüchtlingsunterkunft für 60 Menschen eingerichtet wurde, war das Gebäude für eine Erweiterung der Schule vorgesehen. Das hatte die Verwaltung im Dezember 2022 klargemacht.

„Sobald wir können, werden wir das Gebäude freiziehen“, betonte Werner Leuker. Aktuell könne er aber nicht versprechen, wann das gehe. Das hänge ja auch mit dem Fluchtgeschehen der kommenden Monate zusammen, das sich wohl eher noch verschärfe.

Beide Probleme gegeneinander auszuspielen, kam für die Politiker im Ausschuss nicht in Frage: „Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg wäre“, machte Dr. Michael Räckers (CDU) deutlich. Gisa Müller-Butzkamm (Grüne) pflichtete ihm bei.