Fast 1600 Flüchtlinge leben in Ahaus Unterkünfte sind restlos ausgelastet

Fast 1600 Flüchtlinge leben in Ahaus: Unterkünfte sind restlos ausgelastet
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Fast 1600 Flüchtlinge leben aktuell in Ahaus und den Ortsteilen. Wie der städtische Beigeordnete Werner Leuker in der jüngsten Ratssitzung erklärte, seien die Zuweisungen über die Sommerferien etwas zurückgegangen. Insgesamt sei die Situation da sehr ruhig gewesen. „Nach den Sommerferien sind sie dann umso mehr geworden“, erklärte er den Politikern.

Die Stadt könne fast niemanden mehr unterbringen: Möglich, dass man mit der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg Gespräche führen müsse: „Um die weiteren Zuweisungen irgendwie zu drosseln“, so Werner Leuker weiter.

Ein Blick in die Statistik, die die Verwaltung unserer Redaktion zum Stichtag 9. September auf Nachfrage vorgelegt hat: Demnach leben aktuell 1582 Menschen unter unterschiedlichen rechtlichen Bedingungen in der Stadt. Dem stehen aktuell insgesamt „nur“ 563 Plätze in städtischen Unterkünften gegenüber.

Die 60 Plätze, die gerade in der neuen Unterkunft in Ammeln entstehen, reichen jetzt schon nicht mehr aus.
Die 60 Plätze, die gerade in der neuen Unterkunft in Ammeln entstehen, reichen jetzt schon nicht mehr aus. © Markus Gehring

Alle anderen Menschen – unabhängig von ihrem jeweiligen Status – sind in Wohnungen untergebracht. Doch: „Es gibt keine Wohnungen mehr auf dem freien Wohnungsmarkt“, erklärte Werner Leuker. Entsprechend komme die Stadt praktisch mit ihren Kapazitäten nicht mehr aus, obwohl die immer wieder erweitert wurden und werden.

So wie gerade im Nordosten der Stadt: Zwischen Nordring und Heeker Straße entsteht gerade eine weitere Container-Unterkunft für bis zu 60 Menschen. Die soll in jedem Fall bis Ende des Jahres bezugsbereit sein.

Parallel baut die Stadt in Ottenstein voraussichtlich bis März 2025 nochmals eine Unterkunft mit weiteren 60 Plätzen. „Auch in den Bestandsunterkünften müssen wir die Unterbringung maximal verdichten“, sagt Werner Leuker.

Aktuell können 34 Plätze, die statistisch vorgesehen sind, nicht belegt werden. Beispielsweise weil in einer Wohnung eine Familie untergebracht ist, dort aber rechnerisch ein Platz mehr zur Verfügung stehen könnte.

Stadt ist komplett belegt

„Wir sind aktuell mit noch angekündigten 20 weiteren Zuweisungen in den kommenden zwei Wochen komplett belegt. Und das trotz aller großen Bemühungen zur Errichtung weiterer kommunaler Plätze“, sagt Werner Leuker.

Ein großes und sicher mitentscheidendes Dilemma liege darin, dass auch die Flüchtlinge, die das Asylverfahren bereits durchlaufen haben und einen gültigen Aufenthaltsstatus haben, häufig keine Wohnung auf dem lokalen Wohnungsmarkt finden können. Damit verbleibe es bei der Verpflichtung der Kommune, sie weiterhin in kommunalen Unterkünften unterzubringen.

Dadurch verschärft sich die Lage noch einmal sehr stark.

Unterbringung an der Grenze

Eingerechnet die Plätze, die in Ammeln gerade entstehen und in Ottenstein gebaut werden sollen, käme die Stadt dann insgesamt auf 683 Plätze. „Das ist eine im Verhältnis zur Größe der Stadt schon außergewöhnlich hohe Anzahl“, sagt Werner Leuker.

Denn es bleibe ja nicht bei der reinen Unterbringung: Dahinter stehe die Verpflichtung, die Menschen unterzubringen, zu betreuen und sie bei der Integration zu unterstützen. „Das kostet zunehmend mehr Zeit und Personal, sowohl hauptamtlich als auch ehrenamtlich“, erklärt er.

Gleichzeitig müsse die Stadt Ahaus – Stand 9. September – nach dem bundesweiten Verteilschlüssel weitere bis zu 130 Flüchtlinge mit einer Wohnsitzauflage (Flüchtlinge nach Abschluss eines erfolgreichen Asylverfahrens mit einem Aufenthaltstitel) und 76 Flüchtlinge nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz aufnehmen; gesamt also noch einmal 200 Personen, um eine 100%-Quote zu erreichen.

Das würde heißen, die Stadt würde dann schon fast 1.800 Flüchtlinge betreuen müssen, davon dann bis zu 760 in kommunalen Unterkünften.

Allein in diesem Jahr und bis voraussichtlich März 2025 wird die Stadt insgesamt rund 250 zusätzliche Plätze schaffen bzw. bereitgestellt haben. Ob das am Ende ausreichen wird, kann aus heutiger Sicht noch nicht einmal annähernd sicher gesagt werden.