Die Schwarzpappel ist gefällt. Der eindrucksvolle Baum der zwischen dem Fußballplatz des FC Oldenburg, dem Regenrückhaltebecken am Rottweg und den angrenzenden Firmen gestanden hat, ist Geschichte. Am Donnerstagmorgen (28. März) dröhnten dort die Kettensägen.
„Keine Arbeit, die Spaß macht“, erklärt einer derjenigen, die vor Ort am Werk waren. Schließlich sei der Baum völlig in Ordnung gewesen. Die Stadt habe die Fällung beauftragt. Dreimal habe er sich rückversichert, ob der Baum gefällt werden soll. Die Stadt blieb dabei.

„Uns liegt ein Gutachten vor, nachdem der Baum durch zurückliegende Sturmereignisse erheblich geschädigt wurde“, kann Stefan Hilbring von der Pressestelle der Stadt auf Nachfrage unserer Redaktion direkt erklären. Der Fällung sei ein langes Verfahren vorausgegangen. Auch der Kreis Borken sei eingeschaltet gewesen.
Dort hatte die Stadt eine Ausnahmegenehmigung beantragt, um den Baum fällen zu lassen. „Der hat in der Vergangenheit mehrfach Astwerk verloren. Auf den angrenzenden Betriebsgeländen war es dadurch zu erheblichen Schäden gekommen“, erklärt er. Der Baum habe eine Gefahr dargestellt. Für den darunter verlaufenden Fuß- und Radweg, aber auch für die Anlieger.
Einer der betroffenen Anlieger ist der Unternehmer Norbert Göcke. Der Baum stand unmittelbar hinter seinem Betriebsgelände. Er ist hin- und hergerissen, ob er überhaupt etwas sagen möchte oder es bei einem „Kein Kommentar“ belässt.
Mehrfach seien Äste auf sein Gelände gefallen. Oder auf das seines Nachbarn. Erhebliche Schäden seien dabei entstanden. Deren Höhe will er nicht in der Öffentlichkeit lesen. Auch zu eigenhändigen Rückschnitten sagt er nichts.
Anlieger fürchtete, dass Baum kippt
Nur: Auch der Baum selbst sei durch den Sturm schwer beschädigt gewesen. Er fürchtete demnach, dass er in Kürze umkippen würde. Zum Ursprung des Gutachtens sagt er nichts, sondern verweist auf die Stadt. Die habe die Fällung ja schließlich beauftragt.
Umso deutlicher wird Martin Rensing. Der Ochtruper ist von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Baumpflege, Verkehrssicherheit von Bäumen und Baumwertermittlung. Über Jahre arbeitet er mit der Stadt Ahaus zusammen. Oder viel mehr hat er mit der Stadt Ahaus zusammengearbeitet.
Zusammenarbeit aufgekündigt
Denn seine Zusammenarbeit mit der Stadt Ahaus will er mit sofortiger Wirkung beenden. Das bestätigt er im Gespräch mit unserer Redaktion am Donnerstagnachmittag mehrfach. „Das geht so einfach nicht“, sagt er mit Blick auf die Fällung.
Das Gutachten sei auf Betreiben eines Anliegers erstellt worden und stimme so ganz einfach nicht. „Es ist ein Unding, dass dieser Baum einfach so gefällt wurde“, erklärt er. Das Gutachten habe einer der Anlieger anfertigen lassen. Einer, der den Baum zuvor auch nicht fachgerecht zurückgeschnitten habe.
Und weiter: „Ich kenne den Baum seit mindestens zehn Jahren.“ Mindestens einmal pro Jahr sei er dort vor Ort gewesen und habe den Baum genau untersucht. Nie sei etwas gewesen. Im Sommer 2022 sei bei einer Windhose über Ahaus ein Teil der Krone herausgebrochen. Das stimme. „Da wurden auch im Schlossgarten viele Bäume beschädigt“, fügt er hinzu.
Seither sei der Baum ohne weitere Beschädigungen gewesen. „Der war zu 100 Prozent standsicher“, erklärt Martin Rensing. Um die Krone zusätzlich abzusichern, seien noch Verspannungen angebracht worden. „Wäre der Baum nicht verkehrssicher gewesen, wäre er beim Sturm ja umgekippt“, macht der Sachverständige deutlich.
Besonders schmerzhaft: Reine Schwarzpappeln gebe es kaum noch. „Der hatte fast sieben Meter Stammumfang“, sagt Martin Rensing. Ein Baum, der älter als 150 Jahre gewesen sei. „Das hätte die Stadt Ahaus stoppen müssen“, schimpft er.