Neuer Pfarrer Heinrich Hagedorn will nah an den Menschen in Alstätte und Ottenstein sein

© Tanja Sicking

Neuer Pfarrer Heinrich Hagedorn will nah an den Menschen in Alstätte und Ottenstein sein

rnPfarrgemeinde Alstätte-Ottenstein

Pfarrer Heinrich Hagedorn hat die Dienststelle in der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Alstätte-Ottenstein angetreten. Im Interview erzählt er, was er in Zukunft anders machen möchte als zuvor.

von Alex Piccin

Ahaus

, 28.10.2019, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Eindrücke sind bei Pfarrer Heinrich Hagedorn noch recht frisch. Vor zwei Wochen ist er in Alstätte eingetroffen und hat im Pfarrhaus der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Alstätte-Ottenstein sein neues Domizil bezogen. Alex Piccin sprach mit dem 53-Jährigen über die ersten Tage im Westmünsterland, den Grund für seinen Schritt zurück in die Seelsorge und über Dinge, die er besser machen möchte.

Haben Sie sich bereits in Alstätte eingelebt? Wie waren Ihre ersten Tage hier?

Sie waren geprägt vom Neuen, von vielen Begegnungen mit den Menschen, vom Auspacken der Kisten bzw. sind es noch immer. Dass es wohnlich hier ist, man sich beheimatet fühlt, gehört für mich ein Stück weit zusammen. Außerdem gewöhne ich mich in meine neue Rolle ein.

Sie übernehmen in der Gemeinde keine leitende Funktion mehr, so wie sie es zehn Jahre lang in Everswinkel und Alverskirchen sowie acht Jahre in Marl getan haben. Diesen Schritt haben Sie bewusst gewählt, da die vergangenen anderthalb bis zwei Jahre nicht einfach gewesen sind.

Das stimmt. Die Begleitung meines Vorgängers in Everswinkel nach seinem Schlaganfall über zweieinhalb Monate und dann dessen Tod, meine Operation an den Krampfadern, die Krebserkrankung und der Tod meiner Schwester, eine schöne, aber anstrengende Reise nach Indien: Viele Dinge kamen zusammen. Kurz gesagt, der Körper hat irgendwann zugemacht. Daher habe ich mich entschieden, einen Schnitt zu machen. Mir ging es darum, weniger Zeit für die Verwaltung aufzubringen und dafür wieder mehr Zeit für die Menschen zu haben. Dass ich, wenn ich mich mit ihnen treffe, nicht auf die Uhr schauen muss, sondern ihnen zuhören kann. Jetzt habe ich weniger Termine. Im Gespräch bin ich viel tiefer dran am Menschen. Deswegen bin ich damals auch Priester geworden.

Sind Sie damit bei allen Entscheidungen außen vor?

Die leitenden Funktionen nehme ich nicht mehr wahr, sondern helfe in der Seelsorge mit. Stefan Jürgens wird die Leitung übernehmen. Er tritt seinen Dienst am ersten Advent an. Ich gehe davon aus, dass wir eine flache Hierarchie haben werden. Es wird jede Woche Dienstgespräche geben. Wir entwickeln die grundlegende Richtung gemeinsam im Team. Die Menschen können mich fragen, ich werde eine Meinung haben.

Sie hatten jetzt Zeit, körperlich und geistlich etwas herunterzufahren. Wie geht es Ihnen heute?

Ich bin zufrieden und glaube, dass ich 80 Prozent meiner Kraft wiederhabe. Dafür habe ich mir viel Zeit genommen. Was ich begonnen habe, aber ungern mache, ist, mehr Sport zu treiben. Das muss aber sein. Am vergangenen Wochenende hatte ich komplettes Programm mit fünf Gottesdiensten. Das merke ich dann schon. Ich komme da langsam wieder rein nach einem halben Jahr Pause.

Wie waren die ersten Messen in St. Mariä Himmelfahrt Alstätte-Ottenstein?

Ich merke sehr viel Wohlwollen der Menschen hier. In Ottenstein haben mich mein indischer Mitbruder aus Everswinkel, Thomas Daniel, sowie der indische Bischof von Kumbakonam, Francis Antonysamy, unterstützt. Das war sehr schön. In Alstätte war es ein Erntedankgottesdienst mit dem Kindergarten St. Marien. Da ich selbst Nichten und Neffen habe, arbeite ich gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Es ist mein Anliegen, Jung und Alt abzuholen, ihnen durch den Glauben eine Stütze zu sein in schwierigen Situationen. In diesem ersten Gottesdienst fand ich das sehr sinnbildlich, weil alle Generationen vertreten waren. Das ist heutzutage nicht mehr üblich.

In vielen Gemeinden ist der Altersschnitt während der Messen recht hoch. Ist es dann noch nötig, täglich in allen Gemeinden Gottesdienste zu feiern?

Es handelt sich nicht um einen Priestermangel, sondern eher um einen Glaubensmangel. Ich denke, es wäre ausreichend, jeden Tag entweder in Alstätte oder in Ottenstein einen Gottesdienst zu feiern. Die Mobilität ist vorhanden und ich nehme auch gerne jemanden im Auto mit. Doch dadurch ginge die Identität verloren. Sind auch bloß drei Leute im Gottesdienst und ich lasse ihn ausfallen, fällt etwas in dem Ort weg, was für ihn wichtig ist. Der Kirchturm hat identitätsstiftenden Charakter. Bis zur Fastenzeit halten wir in allen Kirchen alle Gottesdienste so wie sie sind. Dann entscheiden wir, was sinnvoll und leistbar ist.

Gibt es Dinge, die Sie mit Blick auf die vorherigen Stationen besser machen möchten? Was nehmen Sie von dort mit?

Menschen wünschen sich, dass jemand da ist, der für sie sorgt. Dieser Punkt ist entscheidend gewesen, als ich wieder in der Seelsorge tätig geworden bin. Ich bin ein Typ, der schnell Zusagen trifft. Da muss ich auch für mich lernen, hin und wieder Nein zu sagen. Ich arbeite gerne, muss aber stärker auf mich und meinen Körper hören, eine gesunde Selbstfürsorge betreiben. Ich kann die Welt nicht alleine retten.

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